Als das achtköpfige Alte-Musik-Ensemble aus dem Münsterland ein Concerto von Vivaldi beendet hat, schallen auf einmal französische Kommandos durch den Raum. Aaron Kunkel, der eben noch gepflegt flötete, schlägt eine militärisch wirkende Trommel und treibt das Ensemble in eine höfische Zeremonie. Es erklingt eine von Lully vertonte Komödie Molières, „Le Bourgeois gentilhomme“, die Geschichte um einen einfältigen Geschäftsmann, der unbedingt als Gleicher in Adelskreisen anerkannt werden will und in ein Familienkomplott gerät, das in eine skurril höfische Hochzeit mündet. Neben Kunkel realisieren Sophia Kisters, Pia Schumacher, Marie und Jan Jakob Sprinz, Raphaela und Paula Rommel sowie Aeneias Panagiotidou die wunderbare Suite Lullys und füllen den nüchternen Gremiensaal der Deutschen Welle mit dem Esprit einer barocken Komödie.
Jugend musiziert NRW in Bonn: Was die Ensembles für Alte Musik im Landeswettbewerb zeigen, summiert sich zu einem Reigen der Kleinode. Es ist die wohl unterhaltsamste Kategorie des Wettbewerbs und gleichzeitig eine der großen Musiziertugenden. Nicht viel später erlebt man den betörenden, fast vierhundert Jahre alten Satz „Gaudeamus omnes“ von Tarquinio Merula (1595-1665), gesungen von Maria Feshechenko, begleitet von Alina Rudenko, Sofia Moerer und Paula Müller. Die Schülerinnen von Marion Bleyer kommen durchweg aus russischstämmigen Familien und sprechen auch in der Einspielprobe untereinander eine Sprache, die ihre Lehrerin kopfschüttelnd nicht versteht. Gleichwohl hat sie die jungen Interpretinnen wieder zu einer makellosen Leistung gebracht – Alte Musik ist international.
Die fünf Tage von Jugend musiziert bieten neben den vielen weiteren Instrumenten auch wieder der Baglama ein Forum. Im Vortragsraum des Mehlemschen Hauses in Beuel spielten sieben Baglama-Virtuosen sowohl alte Weisen überwiegend Anatoliens, moderne Kunstmusik wie „Böyle Olurmu“ von Neset Ertas (1938-2012) und auch Bearbeitungen westlicher Standards wie Mozarts „Rondo alla turca“.
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Fotos: Paula Müller, Sofia Moerer, Maria Feshechenko und Alina Rudenko bzw. Sofia Moerer, Maria Feshechenko und Alina Rudenko. Musikschulleiter Uwe Gäb fährt eine Jury zum Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium. Fotos: LMR NRW.