Wir trauern um unseren langjährigen Vorsitzenden, Gerhart Baum, der am 15. Februar 2025 im Alter von 92 Jahren in Köln gestorben ist. Mit seinem Tod verlieren wir eine besondere Persönlichkeit, der wir sehr viel verdanken. Von 2005 bis 2023 stand er dem Kulturrat NRW vor und prägte in diesem Zeitraum dessen Arbeit und Wirkungskraft maßgeblich – mit Weitsicht, Durchschlagskraft, Fachwissen und Humor.
„Wir stehen für diejenigen, die Kunst schaffen“ auf diesen Nenner brachte Gerhart Baum zum 25-jährigen Jubiläum des Kulturrats NRW die Arbeit des Dachverbands. Die Künstlerinnen und Künstlerinnen standen in den achtzehn Jahren seines Vorsitzes im Zentrum seines Engagements für die Kultur in Nordrhein-Westfalen.
Unvergessen bleibt sein Einsatz für die Unterstützung der selbständigen Künstlerinnen und Künstler während der Covid-Pandemie. Um in dieser Zeit den vielfältigen akuten Aufgaben gerecht werden zu können, rief er eine Art „Corona-Krisenstab“ ins Leben, der in den ersten Monaten sogar täglich tagte. Morgens um halb neun gab es eine Lagebesprechung, bei der er trotz der frühen Stunde hellwach die zahllosen Zoom-Besprechungen leitete. Baum analysierte, motivierte, schimpfte gelegentlich und blieb dabei bewundernswert lösungsorientiert. Der Kulturrat NRW hatte das große Glück, in dieser Ausnahmesituation einen Mann an seiner Spitze zu haben, der über jahrelange Erfahrungen mit komplexen Herausforderungen jeglicher Natur verfügte und auch mit neunzig Jahren voller Energie und unerschrocken anpackte, wo es notwendig war.
Für ihn persönlich war Kunst in seinem Leben unverzichtbar, er nannte sie sein Lebenselixier. Ob in der Literatur, der Musik und der bildenden Kunst, Baums Interessensgebiete waren vielfältig und seine Neugier auf neue Entwicklungen blieb ihm bis zuletzt erhalten. Ganz besonders hatte es ihm die zeitgenössische Musik angetan. Getrieben war er stets von der Überzeugung, die Freiheit der Kunst erfordere unbedingten Respekt. Sein Kulturbegriff war eng verbunden mit dem Thema Demokratie. Er sah sie als zwei Seiten einer Medaille an und zitierte in diesem Zusammenhang gerne Friedrich Schiller, der die Kunst als eine Tochter der Freiheit bezeichnete.
Hinter den vielen anderen Aufgaben, die Gerhart Baum politisch wahrnahm, trat oft zurück, dass er immer auch Kulturpolitiker war. Er wollte der Kunst die Freiräume geben, die sie braucht, um sich zu entfalten. Und da konnte er als Politiker im Bundestag, als Bundesinnenminister, aber auch schon während seiner Zeit im Kölner Stadtparlament viel einbringen. Im Interview sagte er einmal: „Für mich persönlich ist Kultur unglaublich wichtig für mein Leben. Und weil das so ist, war immer mein Bemühen, ihr günstige Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Das bin ich ihr einfach schuldig.“
Eine seiner wesentlichen Forderungen an die Kulturpolitik war die Förderung künstlerischer Kreativität in jeder Hinsicht. Dabei ging es ihm neben der individuellen Künstlerförderung auch um die Kulturelle Bildung, um Fragen der Diversität oder die Entwicklung der Digitalisierung. Als eine wichtige Aufgabe des Kulturrats NRW sah Baum es an, die Vernetzung voranzutreiben: mit der Kunstszene in Nordrhein-Westfalen, mit anderen in anderen Bundesländern, mit den Kulturvertretern in den Rundfunkräten. Auf seine Initiative hin wurde 2021 der Grundstein gelegt für die kürzlich ins Leben gerufene Länder-KulturKonferenz.
Es wird uns eine Ehre sein, sein Vermächtnis zu bewahren und es aktiv fortzuführen. Der Schutz der Kunstfreiheit und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Künstlerinnen und Künstlern sind in diesem Sinne auch zukünftig zwei der tragenden Säulen unserer Arbeit.
Lorenz Deutsch, Heike Herold, Reinhard Knoll für den Vorstand
Catalina Rojas Hauser und Bernd Franke für die Geschäftsstelle