Musik und Spracherwerb – mit diesem Thema befasste sich am 12. Januar eine Fachtagung, die in Kooperation der Landesmusikakademie NRW und dem Landesverband der Musikschulen in NRW veranstaltet wurde. An der Tagung nahmen über 80 Interessentinnen und Interessenten aus unterschiedlichen Bildungs- und Kultureinrichtungen, Musikverbänden, kommunalen Trägerschaften und Dezernaten teil. Nach der offiziellen Begrüßung durch die Direktorin der Landesmusikakademie, Antje Valentin, wurde die Gesamtmoderation der Tagung von Claudia Belemann (WDR 3) übernommen.
Der erste Themenblock enthielt drei Impulsvorträge: Prof. Dr. Magnus Gaul vom Institut für Musikpädagogik der Universität Regensburg eröffnete mit einer Vorstellung des „SPRING“-Programms, das sich mit der Sprachförderung durch Musik in der Grundschule befasst. Prof. Gaul zeigte dabei auf, wie „SPRING“ das Erlernen von Sprache mit vielfältigen musikalischen Formen verbindet und dadurch erleichtert – so etwa in rhythmischen Dialogen, im szenischen Spiel, in eingängigen Liedern und Tänzen.
Im zweiten Vortrag präsentierte Rosemarie Tüpker, emeritierte Professorin für Musiktherapie, das an der Universität Münster angesiedelte Weiterbildungskonzept „Durch Musik zur Sprache“. Dieses musiktherapeutisch orientierte Angebot widmet sich der Förderung von Kindern bis ca. 5 Jahren, die Defizite in der Sprachentwicklung aufweisen. Durch eine Verbindung von pädagogischen und therapeutischen Methoden werden die Kinder ganzheitlich in ihrer emotionalen, sozialen und sprachlichen Entwicklung unterstützt.
Der dritte Beitrag von Prof. Dr. Dorothee Barth, Professorin für Musikpädagogik/-didaktik an der Universität Osnabrück, befasste sich mit der Spracherwerbsförderung im Musikunterricht mit Migranten. Im ersten Teil präsentierte die Referentin Erfahrungen aus zwei Jahren Musikunterricht mit Sprachlernklassen, bevor im zweiten Teil Chancen und Probleme eines musikunterstützten Spracherwerbs aus Sicht der Forschung im Mittelpunkt standen.
Nach einer Kaffeepause diskutierten die Referentinnen und Referenten im Rahmen eines von Claudia Belemann geleiteten Podiumsgesprächs über den gegenwärtigen Stand und die Perspektiven musikalischer Sprachförderung in Deutschland. Neben Fragen zur Notwendigkeit einer interkulturell ausgerichteten Musikpädagogik wurden vor allem Erfahrungen und Ergebnisse aus den zuvor präsentierten Musikprojekten ausgetauscht.
Im Anschluss an einen Mittagsimbiss nutzten die Teilnehmenden die Gelegenheit, in sechs verschiedenen Workshops praktische wie theoretische Vertiefungen zum Thema der Fachtagung zu erfahren. Neben den Professoren Gaul und Barth, die jeweils Workshops zu ihren Projekten leiteten, bot der Musiktherapeut Oliver Schöndube gemeinsam mit Prof. Tüpker Einblick in musiktherapeutische Methoden. Zudem konnten Einführungen in Themenbereiche wie „Rhythmik und Sprachförderung für Deutsch als Zweitsprache“ (Alexander Riedmüller), „Lieder zum Ankommen – Singen mit geflüchteten Kindern“ (Ursula Kerkmann / Beate Glombeck) und „Musikalische Lernbegleitung für Ankommende“ (Isa Schreml / Manfred Grunenberg) besucht werden.
Nach der Wiederholung der Workshops erfolgte noch ein Ausblick auf weitere Veranstaltungen zu Flüchtlingsprojekten der Landesmusikakademie NRW, die vom zuständigen Fortbildungsreferenten Matthias Witt vorgestellt wurden (https://www.landesmusikakademie-nrw.de/fortbildungen-fluechtlingsarbeit). Die Veröffentlichung einer Dokumentation der Fachtagung auf der Homepage der Landemusikakademie ist für Ende März geplant.
Die Tagung wurde durch eine Sonderförderung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen ermöglicht.
(Kai Marius Schabram)
Fotos: Fachtagung "Musik und Spracherwerb" am 12.01.2018 in der Landesmusikakademie NRW, Begrüßung durch Antje Valentin, Direktorin der Landesmusikakademie NRW ; Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Rosemarie Tüpker, Claudia Belemann, Prof. Dr. Dorothee Barth, Prof. Dr. Magnus Gaul ; Workshop „Rhythmik und Sprachförderung“ mit Alexander Riedmüller. Fotos: LMA NRW