In der Stadthalle Ahlen überreichten am 29. Mai Georg Veit, Kulturdezernent der Bezirksregierung Münster, und Paul Schulte, der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der Laienmusikverbände im Landesmusikrat NRW, die Zelter- und Pro-Musica-Plaketten an Chöre und Musikvereine, die hundert Jahre alt geworden sind. Schon eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung war das Foyer der Stadthalle voll von Festgästen. Das Holzbläserensemble "mélodies d’arbres" spielte, während die ersten Getränke gereicht wurden, und unterbrach seine Harmoniemusiken kurz, als Thorsten Zywietz, Landesstabführer des Verbands der Feuerwehren NRW, die Gäste begrüßte.
Der Verband der Feuerwehren hat als Partner des Landesmusikrats NRW den Festakt organisiert und das Musikprogramm zusammengestellt, für das neben dem Holzbläserensemble auch die Stadt- und Feuerwehrkapelle Sendenhorst und der Frauenchor LadyDur sorgte. Der große Saal erbebte schon zu Beginn des Festakts durch John Philip Sousa's Marsch "Stars And Stripes Forever", den das vereinigte Erwachsenen- und das Jugendorchester anstimmten.
Moderator Tribes würdigt den Marsch mit dem Hinweis, dass er bei amerikanischen Veranstaltungen vor allem dann gespielt werde, wenn ein Notfall das sofortige Verlassen des Saales erfordere, weshalb er als "Desaster-March" bekannt sei. Die Freunde der Laienmusik blieben jedoch sitzen und hörten das Grußwort des Stellvertretenden Landrats des Kreises Warendorf Franz-Josef Buschkamp. Buschkamp würdigte die Arbeit der Vereine mit den Worten: "Es sind genau diese Chöre und Musikzüge, die das gesellschaftliche Leben in den Gemeinden mitgestalten." Und an die Vereine direkt gerichtet: "Das Musikleben erhält durch Sie wichtige Impulse." Besonders dankte er für das Engagement der gastgebenden Feuerwehrmusiker.
Das Sendenhorster vereinigte Orchester zählte 60 Erwachsene und 30 Jugendliche und hatte einiges zu bieten. Martin Pasternack leitete eine mitreißende Interpretation des Soundtracks zum " Fluch der Karibik" von Klaus Badelt, und der Dirigent des Jugendorchesters Daniel Keppeler schloss mit zwei Stücken an, der "Kleinen ungarischen Rhapsodie" von Alfred Bösendorfer und mit "The Witch and the Saint" von Steven Reineke, das dieser dem Roman von Ulrike Schweikert nach empfunden hat. Die Feuerwehrkapelle bewies gerade bei diesem Stück Klangsinn und Gespür für nuancenreiche Akkordbewegungen. Martin Pasternak leitete zudem ein für Blasorchester arrangiertes Medley nach Schlagern von Udo Jürgens.
In seinem Redebeitrag widerlegte Paul Schulte immer noch bestehende Vorurteile, Laienmusik könne rückwärtsgewandt sein. Vielmehr sei das Engagement aller Beteiligten auf die Gegenwart gerichtet, seien sie für Vereinsmanagement, Notenverwaltung, Nachwuchsfürsorge oder Musik zuständig. Die Stätte der Begegnung für alle steht immer im Vordergrund der Arbeit. Viele Vereine engagieren sich auch für Flüchtlinge und ziehen mit musikalischen Angeboten in deren Heime.
Der Frauenchor LadyDur rückte von Schloß Holte-Stuckenbrock an, geleitet und am Keyboard begleitet von Andreas Lehnert. Er sang etwa "Love Shine a Light" von Katrina and The Waves und damit den Gewinnersong des Eurovision Song Contests von 1997, den Song "Du bist das Beste, was mir je passiert ist", mit dem Stefanie Kloß 2006 die Charts stürmte, ein Arrangement von "Altes Fieber" der Toten Hosen und "Heute hier, morgen dort" von Hannes Wader.
Der Kulturdezernent der Bezirksregierung Münster Georg Veit vertrat beim Festakt die Landesregierung. Mit einem historischen Rückblick und einer Reminiszenz an Hannes Wader, dessen "Nichts bleibt wie es war" noch im Raum stand, fragte er, ob die Plaketten noch zeitgemäß seien, und beantwortete die Frage mit Ja. Kontinuität und Tradition seien die Grundlage dafür, dass die Vereine den Wandel mittragen. Veit und Schulte überreichten sodann, unterstützt von Musikerinnen des Feuerwehrverbands, den Vertretern der Vereine die Plaketten.
Moderator Nicolas Tribes fand zu jedem einige einführende Worte. Der Männer-Gesang-Verein Urbach 1891 aus Köln-Porz etwa hat den Komponisten der afghanischen Nationalhymne Babrak Wassa zum Leiter, der mit straffer Hand etliche Chöre im Rheinland führt. Immer schon achtete der Vereinsvorstand auf Disziplin. Vor hundert Jahren hielt die Satzung fest, dass jedes Mitglied, das eine Probe versäumt, 25 Pfennig in die Vereinskasse zahlen muss, berichtet Nicolas Tribes. Bei dreimaligem Fehlen konnte der Vorstand das Mitglied des Chores verweisen. Beifall fand auch das Interview mit Martin Derenthal vom Spielmannszug Natzungen, der das Publikum mit einem leuchtendroten Uniformjackett erfreute und erläuterte, dass sein Verein bis in die 1960er Jahre weiße Uniformen getragen und wohl lediglich aus Praktikabilitätsgründen zu rot gewechselt habe.
Die Feuerwehrkapelle Sendenhorst schloss den Festakt in der Stadthalle Ahlen mit dem Gschwindmarsch von Johann Strauß sr. und "You’ll be in my Heart" von Phil Collins.
Die Verleihung der Zelter- und Pro-Musica-Plaketten war eine Veranstaltung des Landesmusikrats NRW in Kooperation mit dem Verband der Feuerwehren NRW, betreut von Eva Luise Roth und Thorsten Zywietz, und wurde vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert.
rvz
Fotos: Martin Derenthal vom Spielmannszug Natzungen und Moderator Nicolas Tribes bei der Verleihung der Zelter- und Pro-Musica-Plaketten in Ahlen am 29. Mai 2016; der Frauenchor SHS LadyDur; die Stadt- und Feuerwehrkapelle Sendenhorst unter Leitung von Martin Pasternak; Grußwort von Georg Veit, Bezirksregierung Münster; Georg Veit, Paul Schulte sowie Ditmar Lubahn und Peter Klostermann vom Männer-Gesang-Verein Urbach 1891, rechts Nicolas Tribes; das Holzbläserensemble "mélodies d'arbres"; Fotos: LMR NRW.