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Folk und Worldmusic in Ibbenbüren

Der Fluch war im Saal der Musikschule Ibbenbüren deutlich zu hören. Kurz vor einem Wettbewerbsauftritt bei „Folk+World Music 2011“ mochte ihn mancher im voll besetzten Saal als unpassend empfinden, doch verständlich war er gleichwohl. An der einzigen Oboe des Ensembles „Patchwork“ von Clemes Lügger aus Ibbenbüren zersplitterte mutmaßlich ein gälischer Dämon das einzig vorhandene Röhrchen. Doch immerhin besteht das Ensemble aus gut einem Dutzend junger Musikerinnen und Musiker an sechs Gitarren, Violine, Quer- bzw. Blockflöte, Klarinette, Oboe, Kontrabass und Perkussion, die mit auffallender Souveränität den einen oder anderen schrägen Oboenton kompensierten. Höhepunkt ihres Programms war „Boat on the River“ von Styx, arrangiert von Lügger, der mit seiner Truppe ausgesprochen zufrieden sein konnte, zumal die Jury ihr einen Ersten Peis „mit hervorragenden Erfolg“ zuerkannte.

Lügger und die Musikschule haben jahrzehntelange Erfahrung mit der Musik des Folks und der Welt. Das zahlt sich nicht nur für Lüggers Ensembles „Larifu“, Maracatu“, „Ceol“ und „Patchwork“ musikalisch aus, sondern auch für den Wettbewerb selbst. Denn die Musikschule war bei der Durchführung des Wettbewerbs ein profunder Partner für den Landesverband der Musikschulen in NRW und den Landesmusikrat NRW als Trägern von „Folk+World Music 2011“. Das Organisationsteam um Wettbewerbsleiter Ulrich Papencordt und Verbandsgeschäftsführerin Annegret Schwiening-Scherl betreute makellos 25 Bands und Ensembles mit zusammen über 200 Musikern in zwei Wertungsstätten. Und zwei Jurys.

In diesen werteten Peter Bernreuther (Musikschule Reutlingen), der Folk-Pionier Henner Diederich, Andreas Heuser (Präsidium des Landesmusikrats), Rebecca Nowak (Funkhaus Europa), Prof. Dr. Michael Rappe (Hochschule für Musik und Tanz Köln) und Darek Roncoszek (Veranstalter).

Bei den Ersten Preisen fiel zunächst die Dominanz der Musikschule Ibbenbüren auf, deren Ensembles „Larifu“, "Patchwork“ und „Maracatu“ mit hervorragendem Erfolg auftraten. In den Ohren blieb vor allem „Maracatu“, das in der großen Aula des Goethe-Gymnasiums mit zwei Querflöten, einer Violine, einem Violoncello, drei Gitarren und zwei Perkussionisten den wohl ausgewogensten Ensembleklang von allen 25 Gruppen entwickelte.

Auffallend war auch, dass gleich zwei Ensembles der Schule für Musik, Kunst und Theater Düsseldorf – „Svon“ und „Ensemble Peresvon“ mit russischer Volksmusik – je einen Ersten Preis erreichten. Schließlich ging ein Erster Preis an die „Barulheiros“ aus Witten, eine siebenköpfige, rein männliche Trommlergruppe, die mit ebenso gradlinigen wie furiosen Rhythmen dann auch das Preisträgerkonzert am Abend eröffneten.

Ihnen direkt gegenüber saßen der Ibbenbürener Bürgermeister Heinz Steingröver und der Stellvertretende Landrat Bernhard Hembrock. Vermutlich mit einem leisen Pfeifen in den Ohren bekannte Steingröver, dass er froh und stolz sei, dass dieser Wettbewerb in Ibbenbüren stattfinde, und er dankte dem Ehepaar Lügger für sein lang währendes Engagement. Bernhard Hembrock übergab der Musikschule einen Scheck der „Gesellschaft zur Förderung gemeinnütziger Zwecke“ über 3.375 Euro für den Wettbewerb.

Auch Sonderpreise gab es. Jurorin Rebecca Nowak verlieh ihn der Gruppe „Fata Morgana“, einer Projektband des Kulturzentrums Marl, für deren herausragende Bühnen-Performance und ihr interkulturelles Konzept. Ein zweiter Sonderpreis, als Nachwuchspreis ausgelobt von der Kreissparkasse Steinfurt, ging an "Larifu" aus Ibbenbüren als beste Band der jüngeren Altersgruppe (bis 12 Jahre) und an "Svon" aus Düsseldorf als beste Band der mittleren Altersgruppe.

Den letzten Programmpunkt des Preisträgerkonzerts bot das Calypsonic Steel Orchestra aus Waltrop im Foyer des Goethe-Gymnasiums. Die 19 Musikerinnen und Musiker waren die einzigen, die das Organisationsteam aus dem Konzept gebracht hatten, denn sie kamen mit einem 7,5-Tonner, der nicht weniger als 70 Steeldrums enthielt. Die im Saal der Musikschule vorgesehene Wertung musste aus Platzgründen auf den Vorplatz der Schule verlegt werden, wo das Orchester binnen kurzem Scharen von Ibbenbürenern anlockte. Abends nun entließ ihr jubilierendes Steeldrumming die Gäste aus dem Goethe-Gymnasium und aus einem rundum gelungenen Wettbewerb.

Diesen hatte das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert. Medienpartner war Funkhaus Europa.

rvz

Fotos: Calypsonic Steel Orchestra aus Waltrop; eine Violinistin der Amicitia Populorum aus der Polnischen Katholischen Mission in Bochum, Patchwork aus Ibbenbüren und Blockflötistinnen des West-Ost Diwan Ensemble der Musikschule Hürth beim Wettbewerb Folk+World Music 2011 in Ibbenbüren. Fotos: LMR NRW