Die Ehrengäste fanden ihre reservierten Plätze in der letzten Reihe des Konzertsaals, denn das Team um Referentin Freia Kollar ging auf Nummer Sicher: Zum Abschluss ihrer Winterarbeitsphase bot die Junge Bläserphilharmonie NRW am 30. Dezember ein sehr kraftvolles Konzert im Saal der Landesmusikakademie NRW. Der Auftakt der Serie ihrer Neujahrskonzerte ist in der Region um Heek als gute Tradition bekannt, und lange vorher schon war kein Ticket mehr zu bekommen. Harry Vorselen und seine knapp 80 Musikerinnen und Musikern hatten ein Programm vorbereitet, das mit anspruchsvollen Werken der Bläserliteratur aufwartet und erst im Schlussteil dem Polka- und Marsch-verhafteten Charakter eines Neujahrskonzerts huldigt.
Auf höchstem Niveau zeigten sich etwa der furiose "Torch Dance" von James Barnes oder das wunderbar entwickelnde "Laude" von Howard Hanson: In "Chorale, Variations and Metamorphoses on Psalm 150" erinnert sich Hanson an seine Jugend in Nebraska und an einen schwedischen Choral, eine Adaption des Psalms 150. Beeindruckend, mit welchem intensiven Tonsatz Hanson die Choralakkorde auslotet, weiterspinnt und sie gleichsam zum Sprechen bringt. Vorselen balancierte die Stimmgruppen der Bläserphilharmonie mit sachten Gesten so geschickt aus, dass die Akkorde und ihre Veränderungen eine bezwingende Klangcharakteristik entwickelten. Moderatorin Sylvia Sistermanns verband den epischen Charakter des Werks mit Schilderungen des historischen Einwanderns nach Nordamerika.
Erzählend ist auch die "Seville Suite" von Bill Whelan, in Auszügen arrangiert von Johan de Meij für sinfonischen Blasorchester. Der irische Komponist Whelan hat die Suite 1992 für den Irischen Nationaltag anlässlich der Weltausstellung in Sevilla geschrieben und darin die Geschichte des Revolutionärs Red High O'Donnell vertont, der 1593 gegen die englische Regierung zu Felde zog. Mit Lust und Verve folgte die Junge Bläserphilharmonie O'Donnel und Vorselen in den blutigen Aufstand.
Aus dem 16. Jahrhundert ging es dann noch weiter zurück in Auseinandersetzungen und Heldentaten "vor langer langer Zeit in einer weit entfernten Galaxis". Selbst dem hartgesottensten Star-Wars-Fan muss ein Schauer den Rücken hinunter laufen, wenn ihm acht Trompeten- und sechs Posaunenschlünde die Fanfare von John Williams entgegen schleudern. Prinzessin Leia rührte die Herzen aller und die Stormtrooper stapften unbarmherzig durch Heek-Nienborg. Hörenswert, alle Male.
Die Termine der Neujahrskonzerte:
5.1.2016, 20 h, Aula des Schulzentrum Brilon.
9.1.2016, 17 h, Bönen.
10.1.2016, 17 h, Stadthalle Rheine.
16.1.2016, 19:30 h, Stadthalle Gütersloh.
17.1.2016, 17:30 h, Geschwister-Scholl-Gymnasium Wetter.
Die Junge Bläserphilharmonie steht in der Trägerschaft des Vereins zur Förderung von Landesjugendensembles NRW und des Landesmusikrats NRW, sie wird vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert.
rvz
Fotos: Die Junge Bläserphilharmonie NRW und Dirigent Harry Vorselen am 30. Dezember im Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW; Akademieleiterin Antje Valentin begrüßt die Gäste; Fotos: LMR NRW.