Noch vor zwei Jahren war das Gebäude an einem Spielplatz der Annostraße in der Kölner Südstadt baufällig, seine Balken vom Schwamm durchsetzt. Seit einem Jahr ist es von den Akteuren einer Musikschule im Süden der Stadt als „Musikhaus Süd“ Teil des Kulturlebens. Sie haben es aufwändig saniert. Zwischen hölzernen Treppen, frei gelegten Dachbalken und verschiebbaren Wänden stehen drei Seminarräume mit Flügeln zur Verfügung. Am vergangenen Sonntag erklangen dort die jazzigen und indisch geprägten Klänge des Pianisten Jarry Singla, des Perkussionisten Ramesh Shotham und des Bassisten Christian Ramond.
Die drei Dozenten führten knapp zwanzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Brückenklang-Workshops in die Möglichkeiten ein, die sich zwischen indischer Musik und europäischem Jazz ergeben – eine Füllhorn von Skalen, Rhythmen und melodischen Ideen tat sich auf. Den rhythmischen Zugang bietet die Konnakol-Rhythmussprache, die Shotham mit verführerischer Leichtigkeit zelebrierte und in die sich die Teilnehmer nach und nach einfanden. Die meisten hatten Instrumente mitgebracht, mit denen sie dann die rhythmisierten melodischen Pattern über die Jazzgrooves setzten.
Das Harmonisieren indischer Musik ist eine riskante Angelegenheit. Falsch gewählte Harmonien können die Authentizität der Weisen völlig verunstalten. Mit großer Vorsicht legte Jarry Singla hier Hand an. Wichtig war den drei Dozenten, dass die Teilnehmer nicht nur Komponenten zusammenfügten, sondern mit eigener Improvisationslust Partien ausgestalteten. Mit Vergnügen und Ausdauer waren diese dabei, erstmals unterstützt vom neuen Bildungsreferenten der Landesmusikakademie Edin Mujkanovich, der mit Robert v. Zahn den Workshop betreute und der auch vollständig als Gitarrist teilnahm.
Das kulturenzusammenführende Programm „Brückenklang“ wird vom Landesmusikrat NRW, von der Landesmusikakademie NRW und weiteren Partnern zusammen mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW ermöglicht.
Am 9. November führen auch Anushaant Wijayakulasingam und Johannes Winkler in die Konnakol-Sprache ein. Ort ist dann das Interkulturelle Zentrum „Kreuzer“ in Essen.
rvz
Fotos: Jarry Singla, Ramesh Shotham und Christian Ramond am 22. September 2019 im Musikhaus Süd, Köln; Hausleiterin Franziska Erdle vor dem Musikhaus. Fotos: LMR NRW.