Der Komponist, Studioleiter und Kompositionsprofessor Johannes Fritsch ist tot. Als Professor an der Kölner Musikhochschule bildete er Generationen von Komponistinnen und Komponisten aus, als Mitgründer und Leiter des Feedback-Studios und Veranstalter der Hinterhausmusiken im Kölner Belgischen Viertel bot er in den 1970er und 1980er Jahren der Szene freier Musik in Köln eines der wichtigsten Foren.
Geboren 1941 in Auerbach (Bensheim) studierte Johannes Fritsch Anfang der 1960er Jahre unter anderem Komposition bei Bernd Alois Zimmermann an der Hochschule für Musik Köln. Als Bratschist und Elektroniker wirkte er von 1964 bis 1970 im Stockhausen-Ensemble, bis er sich nach der Weltausstellung in Osaka in einem Prozess der künstlerischen Emanzipation zusammen mit Rolf Gehlhaar und David Johnson von Stockhausen löste und das Feedback-Studio gründete.
Fritsch unterrichtete an der Darmstädter Akademie für Tonkunst und bei den Internationalen Ferienkursen in Darmstadt, wo er von 1974 bis 1998 auch dem Vorstand des Instituts für Musik und Musikerziehung angehörte. 1971 gründete er zusammen mit Gehlhaar und Johnson auch den ersten deutschen Komponistenverlag, den Feedback Studio Verlag.
Fritsch und die mit ihm verbundenen Künstler führten das Feedback-Studio mit großer Aufgeschlossenheit als interdisziplinären Ort der Avantgarde, als Ort der Weltmusik und gelegentlich auch als Forum der Alten Musik. Das Haus in der Genter Straße wurde zur Mitte der 1970er Jahre zu einem Mekka nicht nur der Neuen Musik, sondern auch der bildenden Kunst und dann der darstellenden Künste.
In vielen Publikationen reflektierte Fritsch sein Tun und setzte sich grundsätzlich mit dem Komponieren auseinander. In seine Lehre an der Kölner Musikhochschule flossen das kompositorische Handwerk ebenso wie die Grundlagen der abendländischen Musik ein.
rvz
Fritschs gesammelte Schriften sind in diesem Jahr in der Reihe der „Kölner Beiträge zur Neuen Musik" als Band 10 erschienen: „Über den Inhalt von Musik. Johannes Fritsch. Gesammelte Schriften 1964-2006", hrsg. von Rainer Nonnenmann und Robert v. Zahn (= Kölner Beiträge zur Neuen Musik, 10), Mainz 2010 (ISBN: 978-3-7957-1950-0)
Foto: Feedback-Studio