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Jubiläumsfest der Landesmusikakademie NRW

Am Wochenende des 13. und 14. Septembers feierte die Landesmusikakademie NRW ihr 25-jähriges Jubiläum. Sie hatte sich mit dem Rock'n'Popmuseum Gronau und mit dem Künstlerdorf Schöppingen zusammengetan, die ihr 10-jähriges bzw. 25-jähriges Jubiläum begingen. Eine KulTour³ führte mit Shuttle-Bussen am 13. September von einer Einrichtung zur nächsten, und schon zu Beginn strömte eine so große Menschenmenge neugierig in das Künstlerdorf, dass dessen kleine Gebäude diese kaum fassen konnte. Christina Rau begrüßte als Vorsitzende des Stiftungsrats die Neugierigen und erläuterte das Stipendiensystem der Einrichtung.

Viele der Besucher waren Delegierte von nordrhein-westfälischen Musikverbänden. Sie kamen von der Jahresversammlung und einem Festakt des Landesmusikrats NRW aus der Nienborger Akademie und stürzten sich ausgehungert auf den Stand „Kunst-Verzehr“ von Käthe Wenzel und Claudia Schmitz im Foyer des Schöppinger Hauptgebäudes. Die beiden Künstlerinnen hatten ihre liebe Not, den ästhetischen Anspruch ihrer in kleinen Gläsern angerichteten Speisen zu erläutern, bevor diese in den Bäuchen der Delegierten verschwanden. Im Nienborger Amtsgarten der Landesmusikakademie erwarteten dann gedeckte Biertische die Shuttle-Gruppen. Das Landesblasorchester des Volksmusikerbunds und sein Leiter Renold Quade standen in den Startlöchern, als Reinhard Knoll als Vorsitzender der Landesmusikakademie an die dreihundert Gäste begrüßte und Raimund Pingel als einer der Gründungsväter und Vorsitzender der Fördergesellschaft in die Geschichte der Akademie einführte. In einem Podiumsgespräch mit Knoll erörterten Christina Rau und Kulturministerin Ute Schäfer die verschiedenen Ansätze der drei feiernden Kultureinrichtungen. Als Jubiläumsgeschenk brachte die Ministerin die Nachricht mit, dass die Landesregierung die restliche Finanzierung der baulichen Erweiterung der Akademie in Höhe von 600.000 Euro übernimmt.

Das Landesblasorchester bot die Uraufführung einer Auftragskomposition: Max Hundelshausen (23), vielfacher Preisträger des Wettbewerbs Jugend komponiert NRW, hatte für das Jubiläum eine Hymne komponiert, die nach und nach in drei Fassungen erklingen sollte, für Blasorchester, für Zupforchester und für Akkordeonorchester. Es ist ein Werk, das wie eine traditionelle Hymne mit klarer Melodie beginnt und dann mehr und mehr durchbrochen wird, eine sarkastische Hommage an funktionale Ereignismusiken. Im Gewand des Blasorchesters entfaltete es ebenso seine Wirkung wie am nächsten Tag in der Besetzung des Jugendzupforchesters NRW in der St. Peter und Paul-Kirche Nienborg. Doch die Fassung für Akkordeonorchester wollte noch nicht passen und wurde aufgeschoben.

Ministerin Schäfer eröffnete den „Hörort Amtsgarten“ mit drei Werken der Klangkunst: einem „Hörort“ von Andreas Oldörp, den „Klöpperböden“ von Christof Schläger, welche Nienborger Kinder mit ihren Schlägeln einweihten, und ein Projekt von Ralf Schreiber, der gemeinsam mit Schülern der örtlichen Schulen Parkbäume mit Klangmodulen bestückte. Die Akademie hatte die Werke im Rahmen des münsterlandweiten Klangkunstfestivals „Soundseeing“ installiert.

Die Shuttle-Busse fuhren sodann nach Gronau, wo das Rock'n'Popmuseum u.a. mit dem Jugendjazzorchester NRW feierte. Andere Landesjugendensembles bereiteten sich hingegen auf den nächsten Tag vor, an dem sie und andere Ensembles von 11 bis 17 Uhr gleich zwölf Schauplätze rings um die Akademie bespielten. Das Jugendzupforchester NRW brachte unter Leitung von Christian de Witt nicht nur die zweite Fassung der Hymne Hundelhausens zur Aufführung, sondern auch lyrische Stücken Griegs und Kuwaharas. Das Jugendakkordeonorchester NRW hingegen spielte im Langen Haus des Burggeländes statt der Hymne ein neues Werk seines Leiters Helmut Quakernack, die fünfsätzige Suite „Ishara“.

Das Jugendjazzorchester NRW bot im Probensaal der Landesmusikakademie gleich drei Durchgänge eines Repertoires seiner Leiter Stephan Schulze und Gabriel Perez, so dass jeder Jubiläumsbesucher die Möglichkeit erhielt, die Band zu hören. Die Junge Bläserphilharmonie NRW und Solistin Franziska Völlmer begeisterten im Konzertsaal der Akademie mit dem Concertino für Piccolo und Symphonie-Orchester des brasilianischen Komponisten Samuel Pascoal unter Leitung von Harry Vorselen. Auch das Kinderorchester NRW und Witolf Werner luden in den Konzertsaal: Das Kinderorchester ist auf über achtzig Musiker angewachsen und zählt gleich sechs Hornistinnen und Hornisten in seinen Reihen. So erhielt Smetanas „Moldau“ einen wahrhaft symphonischen Klang, dessen Intonationssicherheit zudem erstaunlich war.

Das Kammermusikzentrum NRW sandte erfolgreiche Ensembles aus seinen Kursen, so das Duo Linda Guo und Manuel Lipstein an Violine und Violoncello sowie Jonathan Debus und Julius Schepansky an Trompete und Akkordeon in die Keppelborg, ein Quartett von vier jungen Wuppertaler Cellisten (Philip Bach, Simon Park, Jonah Näckel, Leon Capar) ins Hohe Haus des Burggeländes, ein hinreißendes Bläserquintett aus dem Landesjugendorchester, das unter anderem die Bagatellen Ligetis für Quintett erklingen ließ, und ein Blockflötenquintett, das wie das Bläserquintett einen Ersten Preis des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert vorzeigen kann.

Für die Kinder unter den Besuchern gab es eine Musikschnitzeljagd, bei der Fragen nach der Saitenzahl eines Kontrabasses und anderen Instrumenteneigenschaften beantwortet werden mussten. Wer lieber ein eigenes Instrument konstruieren wollte, den lud Peter Ausländer in seine Musikwerkstatt ein, wo er aus einfachen Materialien erstaunlich durchsetzungsfähige Klangerzeuger bauen konnte. Eine junge Gruppe war mit ihren Ergebnissen so zufrieden, dass sie ihre Musik im Tonstudio von Matthias Reuland aufnehmen wollte, der sich aber zu nicht mehr als Führungen bewegen ließ.

Auch verschiedene Verbände und Vereine aus Nordrhein-Westfalen sandten Ensembles nach Heek: So spielten das 1. Essener Akkordeonorchester im Haus Hugenroth, das die meisten Besucher zum ersten Mal als Konzertstätte erlebten, ebenso das Seniorenzupforchester „altra volta“. Dass man in Heek nicht weit zu fahren braucht, um Musik zu erleben, bewiesen der Musikverein Nienborg, der Musikverein Heek, der Spielmannszug Heek, aber auch die Marimbagruppe der Kreuzschule Heek.

Als Glücksfall für das Jubiläumsfest erwies es sich, dass die Landesmusikakademie auch Hauptträger des Popfördernetzwerks „Create Music!“ ist. So konnte Projektleiter Yao Houphouet auf der Bühne im Amtsgarten Singer/Songwriter und Popbands präsentieren, Morina Miconnet und Philipp Heinrich etwa, die berührende Songs mit Gitarrenbegleitung vortrugen, oder die Lüdenscheider Band „Acrobat Flavour“ mit ihren britpop-beeinflussten Stücken. Auch eine Busbühne vor der Akademie präsentierte Songwriter und im Hauptgebäude selbst zogen der Bonner Jazzchor und seine Leiterin Sascha Cohn die Besucher durch subtile Interpretationen raffinierter Arrangements in den Bann, zuvorderst durch den Tears-for-Fears-Song „Mad World“, arrangiert von Daniel Mattar.

Unmöglich konnte ein Einzelner das gesamte Angebot erleben, trotz mehrfacher Konzerte mancher Ensembles. In bester Stimmung zogen die Besucher zwischen dem Hauptgebäude der Akademie und dem Burggelände hin und her und vermittelten so am eindrücklichsten die Lebendigkeit der 25-jährigen Landeseinrichtung.

rvz

Fotos: Morina Micconet und Philipp Heinrich am 14. September 2014 im „Amtsgarten“ der Landesmusikakademie NRW; Christian Rau, Ministerin Ute Schäfer und Reinhard Knoll am 13. September auf der Akademiebühne; die Junge Bläserphilharmonie NRW am 14. September im Konzertsaal der Akademie, das Jugendzupforchester NRW in der St. Peter und Paul-Kirche Nienborg und das Kinderorchester NRW im Konzertsaal; Fotos: LMR NRW.