Dziga Vertov legte 1929 mit dem „Mann mit der Kamera“ einen ebenso poetischen wie experimentellen Dokumentarfilm vor. Er zeigt einen Tag im Leben einer russischen Stadt und entwirft dabei ein Kaleidoskop menschlichen Alltags in der urbanen Moderne. Michael Nyman komponierte 2001 einen Soundtrack in der ihm eigenen Variante der Minimal Music für Sinfonieorchester. Christian de Witt hat die Komposition für Zupforchester bearbeitet und am 28. August mit dem Jugendzupforchester NRW zur Aufführung gebracht.
Es war eine staunenswerte Veranstaltung in der Rochuskirche in Köln-Bickendorf. Die Besetzung mit Gitarren, Mandolinen und Bässen steht der Minimal Music Nymans verblüffend gut und sie verdichtet sich mit der Ästhetik Vertovs, der seine Bilder inszenierte und oft geometrisch durchplante, zu einer bemerkenswerten Intensität. Die Musikerinnen und Musiker repetierten sich mit sichtlicher und hörbarer Begeisterung durch de Witts Partitur, der man den Charakter einer Bearbeitung nicht im Geringsten anhören konnte. Nach dem zweistündigen Sog applaudierte das Publikum in der gut besetzten Rochuskirche stehend.
Das Programm zieht mit dem Jugendzupforchester im Oktober in den Konzertsaal des Berklee College of Music in Boston und wird dann am 6. Dezember in der Lichtburg Essen gezeigt.
Das Jugendzupforchester NRW und auch das Arrangement der Nymanchen Partitur sind Förderprojekte des Ministerpräsidenten des Landes NRW. Die Aufführung war Teil des Festivals „1. Kölner Kinonächte“ (27.–30.8.09) und wurde durch einen Einführungsvortrag von Wilfried Kaets, Kirchenmusiker an St. Rochus, eingeleitet.
rvz
Foto: Das Jugendzupforchester NRW spielt Michael Nyman in St. Rochus, Köln, am 28. August 2009. Foto: LMR NRW.
