Vergangenen Sonntag, am 28. Oktober, konzertierte das Landesjugendorchester NRW (LJO) unter der Leitung von Jukka-Pekka Saraste im WDR Funkhaus und schloss damit seine Herbst-Arbeitsphase ab. Auf dem Programm standen Werke von Claude Debussy, Béla Bartók und Antonín Dvořák, die an der Schwelle zum 20. Jahrhundert entstanden sind.
Schon vor Beginn der Aufführung lag eine unbestimmte Spannung in den Räumen des WDR. Viele Eltern, Verwandte und Freunde waren gekommen, um die jungen Musiker zu unterstützen und sich die besten Plätze zu sichern. Vor dem Konzert schlichen immer wieder aufgeregte Musiker durch das Foyer, die auf der Suche nach ihren Freunden und Familien waren.
Claude Debussys „Prélude à l'après-midi d'un faune“ stand zu Beginn auf dem Programm. Was für den Komponisten Pierre Boulez den Beginn der musikalischen Moderne markierte, war für die Musikerinnen und Musiker des Landesjugendorchesters NRW eine erste Herausforderung. Sowohl die Holzbläsersoli als auch die verschiedenen Rhythmen und Rhythmus-Ebenen verlangten den Musikern einiges ab und das Orchester verlieh den von Sehnsucht erfüllten Traum des Fauns, eines altitalischen Gottes, einen musikalischen Ausdruck. Der 27-jährige Violinist José Maria Blumenschein, der schon nach seinem Studienabschluss mit 22 Jahren als zweiter Konzertmeister im Philadelphia Orchestra tätig war, brillierte in Belá Bartóks „Konzert Nr. 1 für Violine und Orchester“.
Die Kür des Abends bestand im letzen Teil des Konzertes. Antonín Dvořáks Sinfonie Nr. 9 „Aus der neuen Welt“ ist für ein Jugendorchester ein noch schwieriges Unterfangen, da vor allem die eingängigen Bläser- und Streichersequenzen in den Ohren der Zuschauer fest verankert sind. Nach der langsamen und wehmütigen Einführung des ersten Satzes füllte das Unisono der Streicher und die harten Paukenschläge allmählich das Allegro mit mitreißendem Schwung. Die Gesichter der jungen Musiker zeigten eine Konzentriertheit, die das Publikum noch mehr in seinen Bann zog. Ab und zu konnte man ein kleines Zwinkern in den Augen erkennen, wenn vielleicht der Ton nicht zu hundert Prozent getroffen wurde. Aber dies tat der Atmosphäre keinen Abbruch und es entstand eine Einheit, die in tosendem Applaus endete. Ein Sonderapplaus galt Hubert Buchberger, der als ständiger Dirigent des Orchesters bei der Sinfonie „Aus der neuen Welt“ die Streicher unterstützte.
Die Intonation, die Intensität und das Zusammenspiel der Musiker ist natürlich nicht mit der Lässigkeit eines großen Orchesters zu vergleichen. Aber genau darin liegt der Unterschied. Im Vergleich zu Profi-Orchestermusikern können junge Musiker oft auf spielerischere Weise die Musik für sich entdecken. Die Musikerinnen und Musiker des Landesjugendorchesters NRW sind erst zwischen 13 und 20 Jahre alt und trotzdem zeigt das Jugendorchester seinen hohen künstlerischen Anspruch. Die Patenschaft des WDR Sinfonieorchesters, die seit sechs Jahren besteht, bietet für die jungen Musiker einen zusätzlichen Wert. Die Profimusiker des WDR Sinfonieorchesters stehen den Nachwuchsmusikern mit Rat und Tat zur Seite und geben in Unterrichtseinheiten und Proben ihr Wissen weiter.
Das gesamte WDR3 KONZERT, "Jugendkonzert Extra", wurde aufgezeichnet und wird am Mittwoch, den 7. November um 20:05 Uhr auf WDR 3 ausgestrahlt.
(Freia Kollar)
Fotos: Jukka-Pekka Saraste dirigiert das Landesjugendorchester NRW am 28.10.12 im Großen Sendesaal des WDR Köln. José Maria Blumenschein in Belá Bartóks „Konzert Nr. 1 für Violine und Orchester“; Fotos: Claus Langer, WDR.