Durch die hohen Fenster des Kuppelsaals im Corps de Logis von Schloss Benrath fielen Sonnenstrahlen, als das Duo Linda Guo (Violine) und Manuel Lipstein (Violoncello) Johan Halvorsons Passacaglia nach Georg Friedrich Händel anstimmten. Und wer diese jungen Musiker hörte, musste der Überzeugung sein, dass es allein ihre Spielbegeisterung war, die das Licht in den Saal gebracht hatte. Mit hinreißender Verve und Akkuratesse interpretierten die beiden Halvorson sowie Werke von Xenakis und Schulhoff. Kein Redner musste mehr begründen, warum dieses Duo den neuen Kammermusikförderpreis der Stiftung Jugend & Schlösser erhalten hat.
Das galt nicht minder für ein zweites Kammermusik-Ensemble, das ausgezeichnet wurde: Das Bläserquintett „molto vento“ – Sophia Aretz (Flöte), Katharina Althen (Oboe), Mira Schroeter (Klarinette), Sebastian Steube (Horn) und Niklas Plückebaum (Fagott) – hat Hochschuldozent André Sebald aus Musikern des Landesjugendorchesters NRW zusammengeworben. Es gewann wie auch das Duo den Wettbewerb Jugend musiziert auf Regional-, Landes- und Bundesebene und bewies seine Kunst in Schloss Benrath mit Werken von Franz Danzi, György Ligeti und Jacques Ibert. Dabei übernahm kurzfristig der in Düsseldorf studierende Hornist Yifan Xu die Hornstimme, denn Sebastian Steube war erkrankt. Bemerkenswert, wie unprätentiös und souverän mitgestaltend Yifan Xu sich in das Quintett integrierte.
Jürgen Schumacher, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Jugend & Schlösser, und Karl Schulze Althoff, Stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises Kultur & Schlösser, begrüßten das Publikum, das in großer Zahl auf den im Schloss obligatorischen Filzpantoffeln in den Kuppelsaal gerutscht war. Schumacher erläuterte die Entstehung und die Ziele des Förderpreises, welches die Stiftung Jugend & Schlösser zur Förderung des Kammermusiknachwuchses in NRW gemeinsam mit der Landesmusikakademie NRW, dem Verein zur Förderung von Landesjugendensembles NRW und dem Landesmusikrat NRW entwickelt hat.
Seit zwei Jahren bieten Förderverein und Landesmusikrat im Rahmen des "Kammermusikzentrums NRW" Kammermusikkurse für interessierte Musiker an. Die Stiftung krönt nun dieses Angebot durch das Ausloben des Kammermusikförderpreises, den künftig auch die Andreas-Mohn-Stiftung unterstützen wird. Der Preis besteht aus einer Sonderprobenphase der beiden Sieger-Ensembles an der Landesmusikakademie NRW in Nienborg zur Vorbereitung eines Konzertprogramms. Jedes Ensemble wird durch einen Dozenten betreut. Zudem beinhaltet der Preis jenes Preisträgerkonzert in einem Schloss, das einem Mitglied des Förderkreises Kultur & Schlösser gehört , und ein Preisgeld von insgesamt 1.500 €.
Werner Lohmann, Präsident des Landesmusikrats NRW, würdigte nicht nur die Arbeit der beiden Ensembles, sondern auch den Wert des Einsatzes für Kammermusik an sich. Man könne die Kunst der Kammermusik nicht hoch genug schätzen. Das gemeinsame Interpretieren im Ensemble stelle eine große Herausforderung dar, die eigentlich als eine Ehe zu dritt oder zu viert gesehen werden könne, eine Metapher, die dem Murmeln des Publikums zufolge durchaus zur heiteren Reflexion anregte.
Der anschließende Empfang führte ins Lapidarium im Kellergeschoss des Hauptgebäudes, in dem nicht nur Kulinarisches wartete, sondern in dem auch Skulpturen stehen, die aus restauratorischen Gründen den Außenanlagen entzogen sind. Allein schon die inspirierende Umgebung der Schlossarchitektur war den Besuch der Veranstaltung wert.
Der Kammermusikförderpreis ist eine Einrichtung der Stiftung Jugend & Schlösser, der Festakt wurde von Harriet Oelers vom Verein zur Förderung von Landesjugendensembles organisiert. Das Kammermusikzentrum NRW ist eine Einrichtung des Vereins zur Förderung von Landesjugendensembles und des Landesmusikrats NRW sowie ein Förderprojekt der westfälischen Sparkassen, der Rheinischen Sparkassen Kulturstiftung, der Provinzial Versicherungen Westfalen und Rheinland und des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW.
rvz
Fotos: Katharina Althen, Yifan Xu, Niklas Plückebaum, Sophia Aretz und Mira Schroeter am 2. November in Schloss Benrath; Linda Guo und Manuel Lipstein; Werner Lohmann und Jürgen Schumacher gratulieren Katharina Althen, Sophia Aretz, Mira Schroeter und Niklas Plückebaum; Karl Schulze Althoff begrüßt das Publikum. Fotos: LMR NRW.