Der Konzertsaal des Lindlarer Kulturzentrums ist rund. In der Mitte positionierte sich am Nachmittag des 7. Juni das Kinderorchester NRW mit seinem Dirigenten Witolf Werner, drum herum im Halbkreis das Publikum, ihm gegenüber am Rand des Saals eine Bühne mit den Holzbläsern. Von einer Galerie spielten die Trompeten. So geriet Charles Ives' Unanswered Question zu einem echten Raumerlebnis. Die Trompete, die die Frage wiederholt stellt, wirkte suchend fragend. Und die Liegeklänge klappten großartig, professionell standen die Ivesschen Klänge, so wie es sollen.
Im Kopfsatz von Beethovens fünfter Sinfonie ließ Witolf Werner das Publikum mitzählen, wie oft das "Schicksalsmotiv" zu hören ist, doch zum Schluss konnte er es selbst nicht mehr genau sagen, ob es 70mal oder 80mal erklingt.
"Can Can" aus dem "Orpheus in der Unterwelt" lief mit einem rasenden Tempo durch das Kulturzentrum. Mit straffem und reduziertem Schlag hielt Werner das Tempo unter dem Deckel. Der Feuervogel von Strawinsky kam mit tänzerischer Akkuratesse und mit einer hervorragenden Ersten Fagottistin daher und geriet zum größten Publikumserfolg.
Zum Schluss der Radetzky-Marsch von Strauß. Das Kinderorchester beherrscht ihn mit routinierter Kraft - so sehr, dass Witolf Werner auf ein Dirigat verzichtete und wie ein Unbeteiligter beobachtete, wie das Orchester den militärischen Schritt zelebrierte. Das Publikum klatschte mit. Trotz des prächtigen Wetters war das Kulturzentrum gut gefüllt, und lange noch feierte die Besucher die Interpretenschar.
Das Kinderorchester NRW steht in der Trägerschaft des Vereins zur Förderung von Landesjugendensembles NRW und des Landesmusikrats NRW. Die Organisation liegt in den Händen von Lena Zimmer. Das Orchester wird gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW, das Konzert wurde von der Oberberg Stiftung, einer Stiftung der KSK Kulturstiftungen, unterstützt.
Foto: Das Kinderorchester NRW am 7. Juni 2015 im Kulturzentrum Lindlar; Foto: privat.