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Kompositionswerkstatt des music lofts in Aachen

Zirkus: C' est la vie! Das diesjährige Motto der Kompositionswerkstatt der Freien Musikschule music loft Aachen gewährte am 19. November Einblicke in die Zauberkiste, welche jeder Teilnehmer in sich entdeckte, öffnete und daraus so manche Überraschung ans Tageslicht beförderte. Zum ersten Mal stand das kompositorische Schaffen in Verbindung mit einer szenischen Abschlusspräsentation im Vordergrund.

Acht Musikschüler und -schülerinnen im Alter von 12 bis 16 Jahren warf das music loft dem Dompteur, dem Komponisten David Graham, in die Manege. Graham verstand es, seine Clowns, Artisten und Tänzer zu animieren. Unter seiner Leitung ließen sich all ihre Ideen in Kompositionen verwandeln. Der Weg dorthin fing jedoch mit harter Arbeit an: Was will ich komponieren? Wie bringe ich meine Ideen für die Musiker verständlich aufs Papier? Wie klingen meine Vorstellungen in Realität?

Einen Anhaltspunkt bildete das Zirkus-Motto, dem sich jeder auf seine Weise musikalisch näherte. Vorgegeben war auch das Instrumentarium, für das geschrieben werden sollte: Klavier, Klarinette und Cello. Drei Profi-Musiker sollten die Stücke bei der Abschlusspräsentation uraufführen.

Manch einer startete seinen Schaffensprozess mit einer Verbildlichung seiner Gedanken und erfand eine graphische Notation, die diese Bilder widerspiegelten. Ein Anderer hatte bereits Akkordfolgen im Kopf, spielte sie auf dem Klavier und notierte sie anschließend. Im Gespräch mit dem Komponisten D. Graham wurden Ideen weitergesponnen oder auch verworfen. Ein Abstecher in die verschiedenen Geräusch- und Klangwelten des Ober- und Untertongesangs, wie es in der Mongolei Tradition ist, öffnete den jungen Komponisten Augen und Ohren.

Nach den ersten Kompositionstreffen ging es dann mit Mona Creutzer vom Theater K in die Manege.

Die Schauspielerin half ihren Schützlingen, die Kompositionen, die sich noch in Produktion befanden, in einem angemessenen Rahmen zu präsentieren. Jeder sollte sich einen Titel und einen kurzen Text zu seinem Stück überlegen. Diese Ansagen wurden in eine, von den Jugendlichen live geschaffene Kakophonie eingebettet. Mit Rasseln, Zimbeln und auch einer Fußballtröte, kurz gesagt, mit allem was Krach macht, stürmte man die Bühne, bis das Signal zum Stehenbleiben und Einfrieren erklang und der Nächste sein Stück ankündigte. Mit einem unmissverständlichen Handzeichen gab er den Musikern das Zeichen zum Spielen. Contenance bewahren! Körperspannung halten! Bühnenpräsenz schien das A und O in der Manege zu sein.

Doch nicht nur Körperspannung gehörte zur diesjährigen Kompositionswerkstatt. Psychische Spannung bis zum Schluss ließ so manch einen Komponisten und schließlich auch die ausführenden Musiker zu Seiltänzern werden. Wer bis jetzt noch nicht fertig war, musste sich ins Zeug legen. Natürlich gelang das allen und die Abschlusspräsentation am 19.11.2015 in der Klangbrücke Aachen war ein voller Erfolg.

Kostümiert schlüpfte jeder Komponist in seine Rolle und ließ seine Musik nach eigener kurzer Ansage für sich selbst sprechen. Wie vielseitig ein Zirkus sein kann, kam in den acht unterschiedlichen Stücken zum Ausdruck. Die Musik erzählte von Pferdegetrappel und Hufgescharre, Clowns und Trapezkünstlern. Mit musikalischen Seufzern und dunklen, in Moll gehaltenen Akkordfolgen wurde auch die unsichtbare Welt hinter dem Zirkus beleuchtet. Zum Schluss durfte auch das Publikum aktiv werden. Ein zirkusreifer Applaus war die schönste Belohnung für alle.

Das Projekt wurde mit Unterstützung vom Landesmusikrat NRW mit Mitteln des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport gefördert.

(Huda Knobloch)

 

Foto: music loft