Arvo Pärt wird dieses Jahr 80 Jahre alt, so feierte ihn die Künstlerunion Köln am „Aschermittwoch der Künstler in Köln“ einen ganzen Tag lang. Höhepunkt war ein Festkonzert des Figuralchors Köln und des Mädchenchors am Kölner Dom in St. Maria im Kapitol. Richard Mailänder, Leiter des Referates Kirchenmusik im Erzbistum Köln, war Initiator der Veranstaltungsreihe, die über einen Tag verteilt Werke brachte, die über das gängige Pärt-Bild hinausgehen: Kompositionen, die zumeist komplexere Strukturen bieten als die schlichten Harmoniefolgen und die sich überlagernden Tonleitern, die man mit Pärt verbindet.
Das abendliche Festkonzert begann mit dem „Credo“ für Klavier, Chor und Orchester von 1968, das seinerzeit so verdächtig säkular wirkte, dass die sowjetische Kulturpolitik die Aufführung des Stücks untersagte. Pärt schwieg daraufhin als Komponist viele Jahre. Der Figuralchor gab der großen Besetzung einen warmen Klangfarbenmantel, aus dem sich die Stimmenkombinationen architekturartig herausschälten.
Aus dem Jahr 1976, in dem Pärt das Komponieren wieder aufnahm, spielte dann Angelika Ritter das schlichte Klavierstück „Für Alina“. Hier konnte man erahnen, wie sehr Pärt in seinen nächsten Schaffensjahren zu einem Stil mit schlichten Weisen und einfachen Konstruktionen finden sollte, doch der Rest des Programms zeigte wieder andere Seiten. So erklang das groß besetzte „In principio“ wieder mit einer ebenso transparenten wie klangsensiblen Darstellung durch den Figuralchor.
Der Mädchenchor am Kölner Dom sang die beiden Motetten „Peace upon you Jerusalem“ und „Zwei Beter“. Den Chor und seinen Leiter Oliver Sperling begleiten sie seit langer Zeit. Mit der jährlich fluktuierenden Besetzung seines Jugendchors geht Sperling die Interpretation immer wieder neu an und entlockt den Motetten stets neue Nuancen. Sie gewannen im Landes-Chorwettbewerb 2013 in Dortmund und im Deutschen Chorwettbewerb 2014 in Weimar Erste Preise, doch selbst die Hörer, die davon wussten, waren in Maria im Kapitol überrascht von der makellos klaren Ausführung der achtstimmigen Tonsätze und der innigen Interpretation.
Zum Schluss dann die großartige „Cecilia, virginem romana“, eine Auftragskomposition des Vatikans, die Richard Mailänder bereits als Uraufführung in Rom miterlebte und später mit dem Figuralchor in Deutschland erstaufführte. Zwischen einer zarten Zeichnung der Cecilia und der herben Wucht einer suggestiven Botschaft wechselten die Emotionen der Interpretation. Hunderte waren in St. Maria im Kapitol versammelt, um das Pärt-Programm zu hören. Lang anhaltender Applaus füllte den großen Kirchenraum. Den Sängerinnen und Sängern, zumal den Sängerinnen des Mädchenchores waren die Anstrengung der anspruchsvollen Werke und die Begeisterung an den Interpretationen anzumerken.
Das Konzert der Künstlerunion Köln wurde vom Landesmusikrat NRW aus Mitteln des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert.
rvz