120 Fachkundige und Interessierte entwickelten am 3. März im Dialog mit Schule, Kunst und Wissenschaft Perspektiven für die Zusammenarbeit von Schule und außerschulischen Einrichtungen und loteten Herausforderungen und Möglichkeiten musikalisch-kultureller Bildung in der Grundschule aus. In der TH Köln begrüßten Andrea Platte als Vertreterin des Hauses und Rainer Linke als Veranstalter seitens der Offenen Jazz Haus Schule die Besucher. Agnes Klein, Dezernentin für Bildung, Jugend und Sport der Stadt Köln, betonte den hohen Stellenwert, den kulturelle Bildung traditionell in ihrem Dezernat hat. Tilman Fischer, Direktor der Rheinischen Musikschule, lenkte den Blick auf die politische Aufgabe der kulturellen Bildung, welche nach Peter Weiss und dessen Roman „Die Ästhetik des Widerstands“ die Verhinderung von Gewaltherrschaft bedeutet.
In einem 'Auftakt' führten Max Fuchs, ehem. Leiter der Akademie Remscheid, und Heike Deckert-Peaceman, PH Ludwigsburg, in das Thema der Tagung ein: Kann die Öffnung der Schule für ursprünglich außerschulische Kulturangebote substantielle Beiträge zu grundlegenden Bildungsprozessen leisten? Wie groß ist hier der Unterschied zwischen Anspruch und Realität? Max Fuchs verwies auf die guten Rahmenbedingungen seitens der Länder und des Bundes für kulturelle Bildung, zudem auf die Chancen, die das Konzept der Kulturschule als ästhetischer Erfahrungsraum in allen Qualitätsbereichen von Schule bietet. Heike Deckert-Peaceman zeigte dagegen die Problematik der aktuellen Grundschulpädagogik auf. Nach ihr wird auch durch einen längeren Verbleib in Bildungseinrichtungen keine Bildungsgerechtigkeit erreicht, diese sei langfristig nur durch Verteilungsgerechtigkeit zu erzielen.
Impulsvorträge wandten sich der Musikpädagogik zu: Anne Niessen, Hochschule für Musik und Tanz Köln, und Matthias Schlothfeldt, Folkwang Universität der Künste, betrachteten Musikpraxis in Schulen unter dem Aspekt der Selbstbestimmung von Schülern. Anne Niessen beschrieb empirische Untersuchungen und kam zu dem Schluss, dass Selbstbestimmung im Rahmen von Angeboten für kulturelle Bildung sehr chancenreich ist, zugleich aber auch hinsichtlich der Qualität ein hohes Maß von Verantwortung bei den Pädagogen erfordert.
Matthias Schlothfeld stellte die Möglichkeiten dar, die das noch selten umgesetzte gemeinsame Improvisieren und Komponieren in der schulischen Musikpraxis bietet. Andrea Platte und Winfried Köppler, FH Frankfurt am Main, befassten sich im bedauerlicherweise parallel stattfindenden Impulsvortrag mit dem zweiten Schwerpunkt der Tagung, der Inklusion, und referierten über inklusionspädagogische Konzepte schulischen Lernens.
Workshops führten mitten in drei Themenschwerpunkte, 'Schule der Kultur' (Thomas Gläßer, Uschi Brockerhoff), 'Unterricht und Selbstbestimmung' (Achim Tang, Christine Keune) und 'Inklusion' (Thorsten Neubert, Frank Krönig). Aufgrund der hohen Teilnehmerzahl baten die Veranstalter bereits im Vorfeld um Voranmeldung, um die Workshops möglichst ausgeglichen zu besetzen. (Sie bieten zudem zum Schwerpunkt 'Unterricht und Selbstbestimmung' auch einen ganztägigen Workshop der Offenen Jazz Haus Schule unter dem Titel 'Experimentelles Klassenmusizieren' an.) Ein 'Open Space' bot allen Teilnehmern die Möglichkeit, die Themenvielfalt in offenen Arbeitsgruppen zu vertiefen und die Tagung in praktischer Anwendung der Themenschwerpunkte ausklingen zu lassen.
Durch die Tagung moderierten Ulas Aktas und Thomas Gläßer von der Offenen Jazz Haus Schule. Die Veranstaltung der Offenen Jazz Haus Schule in Zusammenarbeit mit der TH Köln, der Rheinischen Musikschule und dem Landesverband der Musikschulen in NRW wurde von ON – Neue Musik Köln unterstützt.
(Beate Glombek)