Was macht Hoffnung in der verzweifelten Situationen nach einer Flucht? Wie kann das Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit gestärkt werden? Welche Mittel gibt es, um Gruppen zueinander finden zu lassen, die in Alter, Religion, Kultur und Bildung völlig differieren? Wie kann eine aufnehmende Gesellschaft offener mit dem Fremden umgehen und Vertrauen schöpfen? Diese Fragen standen im Fokus der Tagung, die nach kreativen Lösungen und Herangehensweisen suchte. Antworten bieten die Künste, insbesondere die Musik. Aktive aus Nicht-Regierungsorganisationen stellten erfolgreiche Projekte vor wie die durch Musicians witout Borders verantworteten „Welcome Notes“ aus den Niederlanden, Musizierangebote für Kinder in Flüchtlingscamps in Griechenland von El Sistema Greece, das in Rom beheimatete europäische Projekt „Musicians for Human Rights“ oder den „Crisis Classroom“ aus Großbritannien.
Einen Rundum-Einblick gab Anika Mittendorf in die zahlreichen Musikprojekte für Geflüchtete und mit Geflüchteten, die durch Mittel des Landesmusikrats NRW in Nordrhein-Westfalen ermöglicht werden. Wie die praktische Arbeit in solchen Projekten aussieht, konnten die rund 50 zumeist aus den Niederlanden und Deutschland, aber auch aus Großbritannien, Israel, Griechenland, Syrien und Italien kommenden Teilnehmenden in Workshops erleben. Sowohl Künstler und Musiker als auch Projektleiter und Initiatoren europäischer Projekte nahmen teil. Eine Journalistin von WDR3 begleitete die gesamte Tagung, ein mehrteiliges Feature über die Tagung, die beteiligten Organisationen und ihre Arbeit wird demnächst gesendet.
Das Wechselspiel zwischen Vorträgen, aktivem kreativem Tun und Diskussionen führte zu einem sich intensivierenden Austausch – eine Voraussetzung für die aus dieser Tagung wachsende europaweite Vernetzung. Die Gruppe Hamam Abbiad, syrische Musiker unter Leitung der in arabischer Musik ausgebildeten Maren Lueg, führte in orientalische Musikstrukturen ein. Höhepunkt war dann das Konzert der virtuosen Künstler, die aus Damaskus, Nordsyrien und Hagen stammen. Gemeinsamkeit kann zwischen sehr unterschiedlichen Menschen entstehen, wenn in sicherer Umgebung Erfahrungen gemacht werden können, die Vertrauen, Kreativität und Freude erzeugen.
Das Erlebnis, mit anderen kreativ zu werden, ohne Bewertungen gemeinsam zu experimentieren und angenommen zu werden ist für jeden Menschen grundlegend. Wie das erreicht werden kann, zeigte die Tagung, die die Landesmusikakademie NRW gemeinsam mit ihrer niederländischen Partnerakademie Akoesticum aus Ede veranstaltete. Impulsgebender Partner und Ideengeber war die weltweit agierende Organisation „Musicians without Borders“ (www.musicianswithoutborders.org), die durch ihre Direktorin Laura Hassler vertreten war.
Vernetzung und Impulse im internationalen Austausch am 15./16.3. an der Landesmusikakademie NRW, veranstaltet durch die LMA NRW und das Akoesticum (Ede/NL) in Kooperation mit „Musicians without Borders“, gefördert durch das INTERREG-Programm der Euregio Rhein-Waal.
(Antje Valentin)
Foto: Anna Swinkels-Julian, Fifer-Sophie Lamprou und Judith van de Geer, Moderation; Foto: LMA NRW.