Eigentlich wird der Film „Migrationsmaschine“ von Benjamin Schindler als geschlossener Dokumentarfilm mit Live-Musik des Ensembles „ShortFilmLiveMusic“ vorgeführt. Die Musik ist komponiert, wird aber auch über Strecken improvisiert und steht damit der geschlossenen Bildfolge als offene Form gegenüber. Am 25. September näherten sich im Filmforum NRW jedoch Bild und Musik in offener Form an: Regisseur Benjamin Schindler brach sein Werk auf, in dem er ein gefilmtes Interview aus dem Film herausnahm und durch ein Live-Interview mit dem Baglama-Spieler Umut Yilmaz ersetzte. Das Ensemble „ShortFilmLiveMusic“ verstärkte sich um die vier türkischen Musiker des Ensembles „Sazaria“ um Yilmaz und baute in die Filmmusik neue Kollektivimprovisationen über anatolische Themen ein.
Es war eine beeindruckende Performance im Kinosaal des Kölner Museum Ludwigs, der in einer vollständigen abendlichen Vorstellung gut besucht war und in einer gekürzten Mittagsvorstellung nicht alle Besucher fassen konnte. Der Film zeigt die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Einwanderern in Deutschland seit den 1960er Jahren, ohne anzuprangern und ohne zu verklären. Eingeschoben sind Interviews mit alt gewordenen Einwanderern. Nüchterne Rückblicke werden teils von der Hoffnung begleitet, demnächst in die Heimat zurückzukehren, teils vom Willen dauerhaft zu bleiben getragen, einem Willen, den Resignation umgibt.
Das Ensemble bestand aus Jan F. Kurth (Stimme, Blockflöte, musikalische Leitung), Matthias Kurth (Gitarre), Demian Kappenstein (Percussion), Lutz Adrian Streun (Saxophon), Dániel Vedres (Horn, Stimme, Elektronik), seitens Sazaria aus Umut Yilmaz (Baglama), Fehti Ak (Percussion), Yasin Boyraz (Kaval) und Baris Boyraz (Gitarre, Davul). Die Veranstaltung von KölnMusik, Landesmusikrat NRW und Kinogesellschaft Köln wurde vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport gefördert.
Rvz
Foto: Migrationsmaschine am 25. September 2013 im Filmforum NRW, im Vordergrund dirigierend Dániel Vedres. Foto: LMR NRW.