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Musikschulkongress in Münster eröffnet

Im gut gefüllten Congress-Saal der Münsteraner Messe eröffnete Ulrich Radermacher, Vorsitzender des Verbands der Musikschulen, am 8. Mai den Musikschulkongress 2015. Unter dem Motto "MusikLeben: Erbe. Vielfalt. Zukunft" beschäftigt sich eine breite Palette von Vorträgen, Workshops und Diskussion noch bis zum 10. Mai mit fast allen Aspekten der Musikschularbeit im Kulturleben und Bildungswesen.

Ein Chor von 120 JEKISS-Schulchorkindern aus Schulen des Münsteraner Raums stürmte die Bühne des Congress-Saals und gab dem Kongress von Beginn an einen swingenden Rhythmus vor. Unter der Leitung von Inga Mareile Reuther sangen sie moderne Songs und einen Chanson-Auszug aus Bruno Coulais' "Kindern des Monsieur Mathieau". In seiner Begrüßung entwickelte Ulrich Radermacher das Motto des Kongresses aus dem Kulturleben der Stadt Münster, in der er einen besonderen Umgang mit dem kulturellen Erbe, mit der Vielfalt und ein bewusstes Zugehen auf die Zukunft ortete.

Dem schloss sich Oberbürgermeister Markus Lewe gerne an. Für ihn sind Musikschulen und ihre Arbeit elementarer Teil nicht nur des Kulturlebens, sondern auch der Stadtentwicklung. Eine Stadt müsse man als einen Organismus sehen, der atme und sich entwickele. In diesem Prozess hätten Musikschulen eine wichtige Rolle. Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf beschrieb den gemeinsamen Weg, den Landesregierung und die öffentlichen Musikschulen in NRW in den letzten Jahren gegangen seien und der Stationen wie JEKI bzw. JEKITS, die Verankerung der Baglama an öffentlichen Musikschulen und Forschungsprojekte des heterogenen Lernens beinhaltete. Bettina Bundszus, Leiterin der Abteilung Kinder und Jugend im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sah die Vielfalt der Musikschularbeit als wesentlichen Teil der Bildungslandschaft in Deutschland.

Musik aus Nordrhein-Westfalen erklang in verschiedenen Schattierungen und Stilistiken. Das Junge Westfälische Barockensemble zeigte, einstudiert von Gudula Rosa, anhand eines Satzes aus einem Brandenburgischen Konzert, wie aktuell und antreibend Bach in alten Spielweisen eines jugendlichen Ensembles klingen kann. Das West-Ost-Diwan-Ensemble aus Hürth vereinigt türkische und westliche Instrumente und vereint deren Musikstile auf einem Niveau, das keine kulturelle Verluste zeitigt. Dass der führende Baglama-Spieler und Sänger am Abend vorher absagen musste, verdross das Ensemble nicht. Der Hürther Musikschulleiter Ruddi Sodemann übernahm die Partien mit seiner Violine.

Inhaltlich nahm die Begrüßung eine neue Wende, als Helfer ein Sofa und einen Sessel auf die Bühne rückten, in denen Ulrich Radermacher, Christian Höppner (Generalsekretär des Deutschen Musikrats) und Reinhart von Gutzeit (Vorstand Verband deutscher Musikschulen) Platz nahmen. Aufeinander bezogen hielten sie drei Statements, die die Begriffe des Mottos beleuchteten: Erbe, Vielfalt, Zukunft.

Reinhart von Gutzeit stellte klar, dass die Inbesitznahme eines immateriellen Kulturerbes intensive Hinwendung und Erlernen verlangt. Es handele sich nicht um einen Gang mit dem Staubtuch durch Museales. Christian Höppner sah im Wesen von Kultureller Vielfalt als deren Hauptbestandteile das kulturellen Erbe, zeitgenössische Ausdrucksformen, darunter auch Popkultur, und die verschiedenen kulturellen Herkünfte. Voraussetzung für Kulturelle Vielfalt sei kulturelle Teilhabe. Der Öffentlichen Hand hielt er vor, dass sie zu wenig Mittel in diesen Bereich investiere. Projekte könnten nicht die Kontinuität in der Musikschule und in der allgemeinbildenden Schule ersetzen. Er und Ulrich Rademacher sahen es als wesentlich für die Zukunft der Gesellschaft an, dass Kulturelle Vielfalt die Essenz für das Zusammenleben sei.

Für den fulminanten Schluss der Kongresseröffnung sorgte SPLASH, das Landesjugendensemble für Perkussion des Landesmusikrats NRW. Das Ensemble bot das "Marimba Spiritual" für Marimba und drei Schlagzeuger von Minoru Miki (1983/84) in vollendeter Präzision mit einem entfesselten Solo von Charlotte Hahn (Marimba). Noch mehr Wirbel entfachte Christopher Rouse's "Bonham" für acht Schlagzeuger (1988), in der Mitte Richard Münchhoff am Drumset wie eine Reinkarnation des legendären Schlagzeugers von Led Zeppelin.

rvz

Fotos: JEKISS-Schulchöre eröffnen den Musikschulkongress in der Münsteraner Messe; SPLASH im Soundcheck vor der Eröffnung mit "Bonham" von Christopher Rouse; Ulrich Radermacher, Christian Höppner und Reinhart von Gutzeit; Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf; Mitglieder des Jungen Westfälischen Barockensembles am 8. Mai im Congress-Saal; Fotos: LMR NRW.