Am 20. Februar trafen sich bei der Mitgliederversammlung des Landesverbandes der Liebhaberorchester NRW rund 40 Vereinsvorstände, Orchesterleiter, Dirigenten und Laienmusizierende in der Residenz am Dom Köln, um sich über aktuelle Verbandsthemen auszutauschen. Eine Besonderheit dieses Treffens war die im Anschluss stattfindende zweistündige Präsentation zum Programm „Brückenklang“. Das Programm des Landesmusikrats, zur Förderung der Vielfalt in der musikalischen Breitenkultur möchte mit Mitteln des Kulturministeriums Impulse zur interkulturellen Brückenbildung in der Laienmusik Nordrhein-Westfalens setzen.
Durch die Präsentation führte die Projektmanagerin des Landesmusikrates Anne Tüshaus in Zusammenarbeit mit der kurdischen Violinistin und Instrumentalpädagogin Nure Dlovani. Vorgestellt wurden die Angebote des zweijährigen Programms, welche sich von Projektförderungen für interkulturelle Konzertreihen und Festivals über Workshops und Fortbildungen bis zu Begegnungsforen für den Austausch zur Förderung einer interkulturellen Netzwerkbildung in der Laienmusikszene NRWs erstrecken.
Um eine Idee von der Klangwelt interkulturell beeinflusster Kompositionen mit Kammer- und Sinfonieorchestern in beispielhafter Ergänzung von orientalischen Instrumentalisten zu vermitteln, wurden einige Best-Practise Beispiele aus Deutschland und NRW vorgestellt. Darunter u.a. Projekte des Morgenland Chamber Orchestra, Zelt-Musik-Festivals Freiburg, Nefes Chor und Ensembles, Instrumentalvereins Dortmund, mit Künstlern wie Rony Barrak oder Kinan Azmeh.
Da die Umsetzbarkeit und Verfügbarkeit interkulturell beeinflusster Literatur für Laienorchester eine nicht unerhebliche Rolle für die praktische Umsetzung solcher Projekte spielt, wurde auf Grundlage von Recherchebemühungen des Landesmusikrates eine exemplarische Literaturauswahl für mögliche Projektimpulse zusammengetragen. Hierunter wurden bewusst auch migrantische in NRW oder Deutschland lebende Komponisten, Arrangeure und Musiker wie Enver Yalçin Özdiker, Betin Güneş, Nizamettin Ariç, Mikail Aslan und Murat Coşkun berücksichtigt, um eine lebendige Vernetzung innerhalb des Landes weiter voran zu treiben.
Den Höhepunkt der Programmpräsentation bildete die praktische Vorstellung orientalischer Spielweisen auf der Violine durch Nure Dlovani. Sie stellte in diesem Rahmen den Teilnehmern exemplarisch die Umsetzung orientalischer Tonskalen, sogenannter „Makamlar“ (teils mit Vierteltönigkeit), spezielle Verzierungsarten von Melodien und rhythmische Strukturbesonderheiten vor. Anhand einer folkloristischen Melodie Armeniens demonstrierte sie dabei sehr eindrucksvoll die Unterschiede typischer westlicher und orientalischer Interpretationen.
Zum Ende der Veranstaltung gab es die Gelegenheit des informellen Austausches untereinander, wobei rege Gespräche über einige Projektideen und Akteure stattfanden. Was für ein Glück, dass ausgerechnet der aus dem Aserbaidschan stammende und das Kammerorchester Attendorn leitende Dirigent Valid Agayev an der Veranstaltung teilnahm. „Ich habe mich kurz wie zu Hause gefühlt“, dies waren seine Worte zum Ende der Präsentation. Schnell waren erste Ideen für die Gründung eines „Brückenklang-Orchesters NRW“ den informellen Gesprächen zu entnehmen.
(Anne Tüshaus)
Weitere Informationen zum Programm „Brückenklang“ unter <link http: www.brueckenklang.de>www.brueckenklang.de
Foto: Nure Dlovani