Der Remix-Kurs für fortgeschrittene Frauen präsentierte am Abend des 28. Mai im Kölner Club Zimmermanns zwölf Remixe, die die Teilnehmerinnen des Kurses von Natalie Beridzes Stück "Light is Winning" erarbeitet haben. Die georgische Künstlerin hat "Light is Winning" erst am 27. Mai veröffentlicht, aber die Basisspuren schon im Vorfeld dem Workshop zur Verfügung gestellt. Die Berliner Dozentinnen Maya Sternel und Angelika Lepper haben die zwölf Teilnehmerinnen angeleitet, Hedwig Otten den Workshop des Landesmusikrats organisiert.
Das Clubpublikum hörte zunächst den originalen Titel Beridzes, einen suggestiven elektronischen Song, der so perfekt gearbeitet wirkt, dass man Hemmungen verspüren kann, ihn sich kreativ anzueignen. Seine suggestive Kraft war so groß, dass das Konzert der zwölf Remixe einen homogeneren Eindruck hinterließ, als es bei früheren Abschlusskonzerten der Fall war. Durchweg bekannten die Teilnehmerinnen ihre Bewunderung für Beridzes Arbeit.
Die jährlichen Anfängerkurse lassen zwischen zwei Kurswochenenden eine oder zwei Wochen Abstand, in denen die Teilnehmerinnen den Zwischenstand ihrer Arbeit weiter entwickeln können. Der Fortgeschrittenenkurs verzichtet darauf. Im Fall von Vreneli Harborth führte das dazu, dass sie einige Nächte bis um vier an ihrem Stück gearbeitet hat, das sie im Konzert als erste vorführte. Sie beginnt mit mystischen, pulsierenden Klängen, über denen Fragmente der Melodie aufscheinen, und sorgt dann für eine klassische Verdichtung – eine sorgfältige und anziehende Arbeit. Laura Junghanns präsentiert subtile Verschränkungen von kreiselnden Klängen, die das Original kaum erkennen lassen. Eine Generalpause provoziert vorzeitigen Applaus im Zimmermanns, worauf Bässe eine fragmentierende Coda einleiten.
Julia Zech baut Ton für Ton einen langsamen Groove auf, der nahtlos die Oberstimmen einbezieht und dazwischen glissandiere Klänge des Originals schweben lässt. Echo Ho ist Absolventin der Kunsthochschule für Medien – das merkt man der Souveränität ihres Mixes an. Ihre Konstruktion ist kompliziert und verzichtet weitgehend auf gleichmäßige Grooves, sie setzt auf klangfarbige Sound-Komposition. Vanesa Cortés baut eine schnelle, tanzbare Folge von Teilstücken zusammen. Hier steht die Club-Kompatiblität gekonnt vor dem Sound-Kunstwerk.
Carolin Schweitzer setzt auf die vokalen Elemente des Songs und unterlegt sie mit einem sich stetig steigernden Groove. Ilka Geyer zerlegt Klänge und reiht ihre Bestandteile zu Repetitionen, die sich freundlich einschmeicheln, um jäh einem fff-Akkord zu weichen. Verena Hentschel bringt harte Clubmusik, Technobässe dröhnen, das Equipment vibriert, rhythmische Tonwiederholungen werden in dichter Frequenz bis zur Schmerzgrenze ausgereizt. Ein kühner Remix. Ji-Hyun Park ist eine alte Bekannte des Workhops, auch sie eine Absolventin der Kunsthochschule für Medien. Wie Echo Ho geht sie mit einer lässigen Akribie ihren Remix an. Steigerung folgt auf Steigerung, Rhythmen addieren sich zu Kaleidoskopen, bis das Stück unprätentiös endet.
Carolin Weber lässt ihre Sounds um das stetig wiederholte Wort "Emotions" kreisen, während ein E-Bass-Ton stetig pulsiert. Galina Emelina schichtet liegende Klänge über einen Groove, die vokalen Partien baut sie wiedererkennbar ein und gestaltet mit ihnen einen überraschenden a-cappella-Schluss. Stefanie Grawe beginnt mit unheimlichen Windgeräuschen und lässt den Rhythmus daraus hervorpochen. Ihr Stück treibt unerbittlich voran, verzichtet auf überlaute Effekte und setzt auf Wiederholung und Veränderung.
Beachtlich ist durchweg das Fertigungs-Niveau und die Vielzahl von Konstruktionstechniken, die zu den Ergebnissen führen. Die Dozenten verstehen es offensichtlich, eine breite Varianz an Werkzeugen zu vermitteln.
Der Workshop "Remix regendered" des Landesmusikrats NRW wurde vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert.
rvz
Fotos: Maya Sternel und Angelika Lepper am 28. Mai 2016 im Zimmermanns Köln; Carolin Schweitzer und Ilka Geyer; Carolin Weber; Echo Ho und Julia Zech; Galina Emelina; Laura Junghanns und Julia Zech; Stefanie Grawe; Verena Hentschel; Maya Sternel und Ji Hyun Park; Vreneli Harborth; Fotos: LMR NRW