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Schulen musizieren im Düsseldorfer Landtag

Am Nachmittag des 4. April 2014 war das Durchschnittsalter im Düsseldorfer Plenarsaal ungewohnt niedrig. Die Sitze der Abgeordneten und die der Galerien hatten Schülerinnen und Schüler eingenommen, die zur Landesbegegnung Schulen musiziert NRW nach Düsseldorf gereist waren.

Am Vormittag hatten sie im Orchester- oder Bandvorspiel in Düsseldorfer Schulen (Comenius Gymnasium, Joseph Beuys Gesamtschule und in der katholischen Hauptschule St. Benedikt) gezeigt, was sie können, am Nachmittag nun wohnten sie der festlichen Schlussveranstaltung im Landtag bei. Und dort, wo sonst in Plenarsitzungen die Redner zum Pult schreiten, stand nun eine Bigband, die Jazzination der Gesamtschule Iserlohn. 

"Manteca" von Dizzy Gillespie erklang und fesselte sofort. Die Akustik des Plenarsaals kommt einer BigBand durchaus entgegen, warme Bässe der Posaunen und Saxofone rundeten den Klang nach unten ab. Mit Lust sagte Bandleader Wilfried Pieper die weiteren Titel an, "Feaver", "Summertime", "Tribute", "Pick up the pieces" und "Cyclops" gliederten das Programm des Nachmittags. 

Landtagspräsidentin Carina Gödecke begrüßte die Schüler und Begegnungsorganisatoren. Sie freute sich, die Veranstaltung im Hause zu haben: "Das Besondere an Schulen musizieren ist, dass es sich nicht um einen Wettbewerb handelt, auch nicht um ein Casting, sondern um das Zusammenkommen von Schülern und Lehrern verschiedener Schulen in Nordrhein-Westfalen." Sie dankte vor allem den beteiligten Lehrerinnen und Lehrern.

"Musik und Musizieren trainieren das, was wir heute als soziale Kompetenz bezeichnen," stellte sie heraus und bemängelte dann: "Theoretisch haben alle Kinder NRW Musikunterricht. Praktisch sieht das aber anders aus: Ein großer Teil der Stunden der musischen Fächer fällt aus." Und an vielen Schulen müssten sich die Schüler zwischen Kunst und Musik entscheiden oder die Fächer fänden nur im Jahreswechsel statt.

Der Vorsitzende der Verbands deutscher Schulmusiker NRW Dr. Walter Lindenbaum betonte gleichfalls den Wert der musikalischen Bildung. Es reiche nicht aus, wenn Musik konsumiert werde: "Umfassende musikalische Bildung tut not." Musik sei in der Lage, Menschen unterschiedlichster Herkunft zu verbinden und bilde auch eine Brücke zwischen den Kulturen. 

Dem werde die Schule in NRW nicht gerecht. In den letzten Jahren entwickelten sich die Einführung von Fächerbereichen ("Ästhetische Erziehung") anstelle des Fachs Musik und die verordneten Stundenkontingente gegen die Musik. Die notwendigen Freiräume für das Musizieren und für die Ensemble-Arbeit würden durch das Ausgreifen der Schule immer enger. "Die vom Schulministerium in der vergangenen Woche angekündigte Nachregulierung muss die Richtlinien und Lehrpläne entschlacken, damit Freiräume wieder entstehen," forderte Lindenbaum.

Sodann überreichten die Landtagspräsidentin, Lindenbaum und Begegnungsleiter Dr. Dieter Döben Vertretern der angetretenen Orchester und Bands ihre Urkunden. Wer nun Nordrhein-Westfalen in der Bundesbegegnung am 28.-31. Mai 2015 im niedersächsischen Lüneburg vertreten wird, ist noch nicht entschieden. In ca. drei Wochen wird die Jury anhand von Mitschnitten der Vorspiele ein Votum abgeben und der Bundesbegegnung vorschlagen. Diese stellt dann in eigener Auswahl aus den Ländervoten das Programm der Bundesbegegnung zusammen.

An Schulen musizieren 2014 nahmen teil:

Im Comenius Gymnasium:

- die Schulband Comenius

- das Blasorchester "Capella Caroli" Marsberg

- die Schulband "boy & girls" der Karl-Brauckmann-Förderschule Unna

- der Chor Christophorus - Jugendkammerchor Versmold

- die Big-Band der Konrad-Adenauer-Realschule Hamm

In der Joseph Beuys Gesamtschule:

- das Symphonieorchester des Gymnasium Leopoldinum Detmold

- das Sinfonische Blasorchester der Schulen Brede Brakel

- die Big-Band FSG Bigband Arnsberg

- der Popchor Streetnoise der Peter-Hille Realschule Nieheim

- die Bläserklasse der Beuys Gesamtschule

In der katholischen Hauptschule St. Benedikt:

- das Orchester des Gymnasiums Lindlar

- das Orchester der Gemeinschaftsgrundschule Richardstraße Düsseldorf

- die Bläserklasse 9e der KKG Lünen

- die Sambagruppe St. Benedikt

- die Big-Band des Gymnasiums St. Xaver Bad Driburg

Schulen musizieren NRW ist eine Veranstaltung des Verbands deutscher Schulmusiker NRW und des Landesmusikrats NRW. Sie wird gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW. Leiter der Begegnung ist Dr. Dieter Döben, Mönchengladbach. Die Landesbegegnung sprach alle Schultypen von der Grundschule, über die Förderschule, Hauptschule, Realschule, Sekundarschule, Gesamtschule, Gymnasium oder Kollegschule an und ließ alle Arten selbst gespielter Musik und alle Gruppenstärken zu. Für die Bundesbegegnung können allerdings nur Ensembles mit 10-50 Mitgliedern nominiert werden.

rvz

Fotos: Jazzination, Bigband der Gesamtschule Iserlohn im Plenarsaal des Landtags; Landtagspräsidentin Carina Gödecke und VDS-Vorsitzender Walter Lindenbaum überreichen Vertretern der Schulen am 4. April 2014 die Urkunden; Fotos: LMR NRW.