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SPLASH und BuJazzO im Orbit Viersen

SPLASH, das Jugendperkussionsensemble NRW, und das Bundesjugendjazzorchester gaben am 20. September ein gemeinsames Konzert im Viersener Jazzfestival. Es war nicht nur ein Zusammentreffen von Besetzungen, sondern auch ein Treffen von Musikstilen, denn Splash spielt vor allem komponierte Neue Musik für Schlagzeug-Ensemble und improvisiert allenfalls bei Werken der komponierten offenen Form, während das BuJazzO avanciertes Bigband-Repertoire spielt und viele Arrangements selbst in Auftrag gibt.

Niels Klein leitete die vorbereitende gemeinsame Arbeitsphase und das Konzert. Von ihm stammen auch die meisten der Kompositionen und Arrangements, die erklangen. Um die verschiedenen Spielkulturen zusammenzubringen, erarbeitete er auch ein Stück der angeleiteten Improvisation: "Layer" beginnt mit statischen und in sich kreisenden Klängen und treibt diese in einem lang währenden Crescendo zum Showdown, der mit einem kurzen Decrescendo zurückgenommen wird.

Kaum weniger forciert begeben sich die Ensembles in Kleins "Skylift" auf einen Raketenflug, der trotz arger Turbulenzen glücklich endet. In dem klar strukturierten Bigband-Satz sind Perkussionseinlagen eingebaut, die SPLASH auf Schrottteilen spielt. Ralf Holtschneider, neben Stephan Froleyks einer der beiden künstlerischen Leiter von SPLASH, hatte bei der Entsorgung einer alten Gebäudeheizungsanlage zugegriffen und dem Ensemble schwergewichtige blecherne Resonankörper beschafft, deren perkussive Wucht durch ein Vibraphon und zwei Marimbas geadelt wurde.

Die Musiker blieben im Orbit, denn Kleins Komposition "The 14th Voyage" ist durch eine Geschichte aus Stanislav Lems "Sterntagebüchern" angeregt worden. Lems pittoreske Fantasien sind ideale Vorlagen für die Klangfarbenpracht dieser Besetzung. Folgen von kurzen Tonwiederholungen, die durch die Stimmgruppen kreisen und immer wieder auf sich selbst stoßen, dabei augmentieren und eskalieren, entsprechen der Gesellschaft auf Enteropia, in der jeder Bürger bei seinem Tode sofort durch Replikanten ersetzt werden kann. Und der Tod trifft oft, wird doch Enteropia durch schauerliche Meteoritenhagel regelmäßig verwüstet. Die Meteoriten münden in Kleins fesselnde Perkussionssätze. Und die gleichmütige Frage eines Zollbeamten an Raumfahrer Ijon Tichy, "Wünschen Sie auf dem Planeten zu leuchten?", beantworteten die Musiker ohne jedes Zögern mit einem instrumentalen Ja.

Unter den fremden Arrangements fiel eines von Marko Lackner auf. "Drei Vier" hatte er eigentlich für das Jugendjazzorchester NRW und SPLASH geschrieben, und er kam eigens nach Viersen, um es in der neuen Kombination zu erleben. Der Begeisterung des Publikums schloss er sich gerne an.

SPLASH ist ein Förderprojekt des Ministerpräsidenten des Landes NRW über den Landesmusikrat NRW, das BuJazzO ein Projekt des Deutschen Musikrats.

rvz

Foto: SPLASH und BuJazzO im Viersener Jazzfestival. Foto: LMR NRW.