Im Kölner Lanxess Tower zerdepperte das Landesjugendensemble „Studio Musikfabrik“ einiges an Geschirr. Das Festival „Acht Brücken“ hatte zu Dieter Schnebels "Bauernszenen" geladen, und die Besucher drängten geradezu in den Tower. Die jungen Musikerinnen und Musiker waren beherzt, präzise und mit Verve dabei. Sogar mit mehr Verve, als Porzellan verträgt.
Schnebels burleske Szene (Teil 1 seiner „Museumsstücke“) entfaltete Komik und Charme. Tatsächlich jedoch erlebte das Publikum ein akkurat durchkonstruiertes Geschehen, in dem jede Aktion eine andere bedingt. Georges Aperghis’ Klarinettenkonzert "Babil" entfaltete seine erzählende Gestik nicht nur dank des bestens vorbereiteten Ensembles, sondern auch dank der eindringlichen Fabulierkunst des Solisten Carl Rosman. Wie ein ekstatischer Redner durchstieß er das musikalische „Geplapper“ des Ensembles.
In George Crumbs Lorca-Vertonung "Ancient Voices of Children" sangen die Mezzosopranistin Anna Lucia Struck und der Knabensopran Valentin Kobler einen guten Teil ihrer Partien in den Körper des Konzertflügels hinein, was dem Ensemble eine unheimliche Klanggrundierung gab.
Peter Veale leitete den Festivalabend. „Studio Musikfabrik“ wird vom Ensemble Musikfabrik und dem Landesmusikrat NRW getragen. Lotte Nuria Adler, Sharon Avella, Nadine Baert, Robin Gerke, Sven Kandalowski, Janis Käune, Sergey Khodyrev, Zoë Knoop, Valentin Kobler, Fabienne Kreuzer, Claire Lebrun, Yang Li, Yoshiki Matsuura, Chie Otsuka, Jeremy Sommer, Franz-Josef Staudinger, Anna Lucia Struck, Annika Tietzer, Arturo Uribe Portugal, Lauren Whitehead und Sungkum Yang bilden derzeit die Besetzung des Landesjugendensembles. Es ist ein Förderprojekt des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW.
rvz
Foto 1: Studio Musikfabrik im Lanxess Tower: Foto: Acht Brücken / Jörg Hejkal.
Foto 2-3: Anna Lucia Struck singt „Ancient Voices of Children“ von George Crumb; das Ensemble „Studio Musikfabrik“ am 28. April 2017 im Lanxess Tower Köln innerhalb des Festivals “Acht Brücken Köln”. Fotos: LMR NRW.