In der Tagung „Establishing Transcultural New Music – Bridging a Gap or Reinventing Exoticism?“ treffen Akteure mit Herkünften aus dem Iran, Irak, Syrien, Türkei, Brasilien, Indien, USA und Deutschland aufeinander, um transkulturelle künstlerische Prozesse zu diskutieren und im Konzert vorzustellen. Die Akteure verwenden den Begriff Transkulturelle Neue Musik unabhängig voneinander, um ihre Arbeiten zwischen westlicher Avantgarde und außereuropäischen Kontexten zu beschreiben.
Die Spannungen zwischen musikalischen Traditionen, globalisierten Konzertumfeldern und individuellen musikalischen Zugehörigkeiten zeigen sich in der Arbeit mit den KünstlerInnen, deren musikalische Positionen und künstlerischen Biographien in den Konzerten hörbar werden.
Opening & Konzert: 24. November 2016, 19 Uhr
Konzert: 25. November, 20:30 Uhr (12/10 Euro)
Symposium: 25. November bis 26. November, 10–16:30 Uhr bzw. 10–13 Uhr (18/14 Euro)
Ticket reservations: orga@plattform-tnm.org
Anneliese Brost Musikforum Ruhr, Kleiner Saal, Marienplatz 1, 44787 Bochum
Der Begriff Transkulturelle Neue Musik provoziert innere Widersprüche: während das eine untrennbar mit europäisch-klassischen Musikinstitutionen verbunden scheint, wird Transkultur eher mit außereuropäischen Traditionen und Subkultur assoziiert. Transkultur ist dabei vielmehr eine soziale oder politische Kategorie als eine ästhetische: keine Musikerin möchte gerne als trans-, inter- oder crosscultural bezeichnet werden – wenn überhaupt geredet werden muss, dann doch lieber über die Musik direkt. Trotzdem lässt sich das Sprechen über Musik nicht lösen von den Integrationsdebatten und nolens volens vom Klischee Leitkultur vs. vermeintlich fremde Kultur. Die Labels Inter-, Cross- und Transkulturell helfen hier nur bedingt, steckt doch im Dazwischen immer auch die Zuweisung von fremd und eigen.
Die Debatten um Identität, Zugehörigkeit, Ausschließung und Verwandlung haben angesichts von Migration und Re-Nationalisierung unmittelbar an Schärfe gewonnen und es ist offensichtlich geworden, dass jenseits von akademischen Kontexten der Verweis auf postmoderne individuell-fließende Identitätskonzepte allein nicht zu überzeugen scheint. Gerade deshalb ist ein vertieftes Verständnis unserer diversen kulturellen Prägungen und wie wir diese als Komponisten, Musiker und Publikum wahrnehmen, verändern und aufeinander beziehen, wichtiger denn je.
Die Plattform für Transkulturelle Neue Musik ist ein Zusammenschluss von MusikerInnen und KomponistInnen aus Deutschland mit persischen, arabischen, kurdischen und indischen musikalischen Bezügen. Begleitet von Musik- und KulturwissenschaftlerInnen und im Netzwerk mit regionalen und internationalen Partnern widmet sich die Plattform TNM der Entstehung neuer Werke und dem Verständnis künstlerischer Transformation.
Das Programm steht unten zum Download bereit.