Das Trio "Eastern Flowers" des Pianisten Jarry Singla, des Bassisten Christian Ramond und des Perkussionisten Ramesh Shotham ist sowohl Jazz- wie Weltmusikfreunden vertraut. Alle drei Musiker haben indische Wurzeln, doch ihre Musik ist vor allem mitreißender europäischer Jazz, der ebenso grooven wie europäisch artifiziell daher kommen kann. Weltmusikfans mögen auch indische Einflüsse erkennen. 2013 ermöglichte die Kunststiftung NRW Jarry Singla einen Aufenthalt in Mumbai, wo er mit indischen Musikern zusammenarbeitete. Daraus entstand eine Einladung an drei der Künstler, die sich nun mit dem Trio Eastern Flowers zum Sextett vereinen und durch Nordrhein-Westfalen ziehen. Das Ensemble gab Konzerte in Wuppertal, Kempen, Dinslaken und Bonn. Es folgen Auftritte am 23. November im Theater Gütersloh und am 24. November im Maschinenhaus Essen.
Man kann nur staunen über dieses Trio und zumal über seine drei Gäste: Sanjeev Chimmalgi ist hindustanischer Musiker, sein Gesang ist auch von der karnatischen Musik Südindiens beeinflusst. Seine dunklen melodischen Linien dringen in fein nuancierten Variationen nachdrücklich in die Wahrnehmung der Konzertbesucher. Pratik Shrivastav spielt das Zupfinstrument Sarod, dessen Klang an Banjos erinnert. Der Hals des Instruments ist aus Metall geformt und hat keine Bünde, Shrivastavs Tönhöhen bestimmt sein Fingernagel, der rasend schnell über die Saiten gleitet.
Vinayak Netke spielt die Tabla, das beliebte Perkussionsinstrument der nordindischen Musik. Vor ihm stehen mehrere kleine hölzerne Tabla in hohen Lagen und eine metallene Basstabla. Netke gestaltet seine komplexen Rhythmen faszinierend variabel, er kann spontan auf alles eingehen, was an Impulsen von seinen Mitspielern kommt.
Oft startet ein Stück mit Singstimme und Melodieinstrument, worauf Ramesh Shotham diesem mit seinem Percussionset eine jazzige Grundlage gibt. Steht der Groove, schälen sich die Tabla-Wirbel Netkes unauffällig aus Shothams Groove heraus und bestimmen mit ihrem hellen, treibenden Klang mehr und mehr die Rhythmik.
Jarry Singla steuert das musikalische Geschehen vom Flügel aus. Über weite Strecken hält er sich sehr zurück, setzt allenfalls mit einigen Akkordreihen Gliederungspunkte, um dann jäh die melodische Führung zu übernehmen, worauf das Sextett zur treibenden Jazzband mutieren kann. Manchmal greift Singla zum indischen Harmonium, das neben dem Flügel aufgebaut steht, und gibt kolorierende Flächenklänge in die Musik. Das fällt vom Klavierhocker aus gar nicht so leicht, denn das Harmonium klingt nur, wenn der Spieler mit der linken Hand einen Blasebalg betätigt, der an der Rückwand des Instruments befestigt ist, und mit der rechten die Akkorde greift, was Singla in eine schlangenhafte Körperhaltung nötigt.
Unter all dem sorgt der Baß Christian Ramonds für eine sichere Grundlage. Bei manchen Trio-Improvisationen der indischen Gäste ist es Ramond, der auf einmal einen Off-beat-Impuls hineinsetzt und dem musikalischen Fluss eine neue Wendung gibt. Ein hörenswertes Ensemble alle Male.
Nach den sechs Konzerten zieht das Sextett ins Studio, um die Arbeitsergebnisse auf CD zu bannen. Es besucht auch Schulen in Hürth und in Brauweiler, um Schülerinnen und Schülern indische Musik nahe zu bringen. Das Projekt wird von der Kunststiftung NRW in Kooperation mit dem Landesmusikrat NRW veranstaltet, das Veranstaltungskonzept stammt von Hans-Joachim Wagner, Kunststiftung NRW.
rvz
Fotos: Vinayak Netke (Tabla), Pratik Shrivastav (Sarod) und Sanjeev Chimmalgi (Gesang) am 21. November 2014 im LVR Landesmuseum Bonn; Jarry Singla, Christian Ramond und Ramesh Shotham; das Sextett; Fotos: LMR NRW