Kurz vor Mitternacht standen die Gewinner der Creole NRW 2017 fest: Die Band "The Sephardics" sowie das "Duo Armaos-Rastani" sind Preisträger des Weltmusikwettbewerbs für Nordrhein-Westfalen 2017. 1.500 Euro Preisgeld erhält jede Band, zudem fährt sie am 9. November nach Hannover, wo die Gewinner der sechs Ausscheidungen in der Bundesrepublik im Bundeswettbewerb gegeneinander antreten.
Den Sonderpreis der DEW21 erhält die Band "Kosma Orkestar" mit einem Preisgeld von 1.000 Euro. Alle drei Bands kommen zudem in den Förderkatalog der Kultursekretariate in NRW, aus dem Spielstätten in deren Mitgliedsstädten die Bands zu subventionierten Bedingungen buchen können.
"The Sephardics" ist einer Initiative der "Musikkulturen" von WDR3 zu verdanken, die Musiker des "Ensembles DRAj" zum Festival der European Broadcasting Union nach Finnland entsandte. Aus der dortigen Begegnung mit spanischen Musikern entstand das neue Ensemble "The Sephardics", das sich dem sephardischen Liedgut in originellen Arrangementformen widmet. Manuela Weichenrieder (Voc, Piano), Ludger Schmidt (akustisches und elektrisches Cello), Martin Verborg (Geige und Saxophon) und Patrick Hengst (Schlagzeug) greifen dabei vor allem auf Elemente des Jazzrock zurück. Die Vorsitzende der Jury Rita Viehoff begründete die Entscheidung mit den Worten: "The Sephardics präsentieren eine Kultur, die immer weniger gelebt wird, auf eine überraschende Weise; so haben wir sephardisches Liedgut noch nicht gehört - dynamisch, mitreißend, eindringlich.
Der Gitarrist Ptolemaios Armaos und der Perkussionist Syavash Rastani bringen seit dem Sommer 2016 die Perkussionsklänge der persischen Tombak mit denen der klassischen Gitarre zusammen. Sie verarbeiten Werke klassischer Komponisten in eigenen Arrangements. Die Jury würdigte ihr perfektes Zusammenspiel und die Ideen, mit denen sie die Kulturen zusammenbringen, "getrieben von Spielwitz", wie Viehoff betonte.
Sonderpreisträger "Kozma Orkestar" besteht aus Ramona Kozma (Akkordeon, Gesang), Hannah Heuking (Klarinette), Valentin Katter (Trompete, Gesang), Mona Schein (Saxofon), Jakob Schwarzenau (Tuba), Michael Zimmermann (Tuba) und Jannis Lewe (Schlagzeug). Ihr Stil ist von osteuropäischer Musik geprägt, ihre Performance von Straßenmusik, von Clubs und vom Theater. Das Publikum im Dortmunder Domicil zeigte sich auch vom Humor in den wilden Grooves hingerissen. Viehoff: "Der Sonderpreis der DEW21 geht an das Kozma Orkestar als Ermutigung für die weitere Arbeit der jungen Band."
Damit setzten sich die drei Ensembles gegen 57 weitere Bands durch, die sich um einen Auftritt an den drei Abenden von Creole NRW beworben hatten. Eine Vorjury (Ulrich Laustroer, Eva Marxen, Babette Michel und Darius Darek Roncoszek) hatte die Zahl auf zehn Ensembles reduziert. Durchweg spielten diese zehn Bands in der raschen Abfolge des Wettbewerbs ihre Zwanzigminuten-Sets so fesselnd, dass Rita Viehoff, Ulrich Doberenz (TTF Rudolstadt), Dr. Bernd Hoffmann (WDR), Ralf Zinnikus (Bezirksregierung Düsseldorf), Darius Darek Roncoszek und Michael Batt (Kulturbüro Dortmund) lange diskutieren mussten. Im randvollen Domicil stieß das kaum auf Ungeduld, denn außer Konkurrenz sorgte die Band "Uwaga!" dafür, dass die Stimmung noch anstieg. "Uwaga!" hat Creole in früheren Jahren bereits auf Landes- und Bundesebene gewonnen und ihre gut gelaunte und virtuose, geradezu artistische Performance noch weiter entwickelt.
Das Domicil bot den Bands eine passende Heimstatt mit perfekt ablaufender Technik, die auch mit der Ü-Wagen-Technik des WDR harmonierte. Alle Abläufe wurden von Projektorganisatorin Hedwig Otten souverän zusammengehalten.
Am 9. November, 20 Uhr, kann man Ausschnitte aus den Konzerten der zehn Bands auf WDR3 in einer Sendung der Redaktion Jazz&Musikkulturen hören. Babette Michel, Moderatorin der drei Konzerte, wird durch die Sendung führen. Dann wird man auch das Können der "Hop Stop Banda" und von "Marion & Sobo" erneut genießen können, von "Mozaffar Gürenc & Ensemble", "Issa Sow & Band Goreè" und "Balkan Deli", von den "Klezmer Tunes" und vom "Kioomars Musayyebi Quartett" mit Santur, Gitarre, Kontrabass und Tombak.
Die beiden Hauptpreisträger werden auf zwei Bühnen des Pavillons Hannover an zwei Abenden (9.-10.11.2017) mit 12 weiteren Bands um die Wette spielen. Tagsüber wird ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops in den Pavillon locken, eröffnet von einem Vortrag Christian Höppners, des Generalsekretärs des Deutschen Musikrats, zur Musik der kulturellen Vielfalt in Deutschland.
Creole NRW 2017 war eine Veranstaltung des Landesmusikrats NRW in Kooperation mit dem Kulturbüro der Stadt Dortmund und in Partnerschaft mit der Redaktion "Jazz&World" von WDR3, dem Domicil Dortmund, dem Programm "Musikkulturen" der Kultursekretariate in NRW und dem Dortmunder Unternehmen DEW21. Es wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW.
rvz
Fotos: Das "Duo Armaos-Rastani" am 29. September, die Band "The Sephardics"am 30. September im Domicil und die Band "Kosma Orkestar" am 30. September bei Creole NRW 2017; Fotos: Kurt Rade.