In Hagen ruft der DGB Ruhr-Mark zu einem Theater-Marsch zugunsten von Erhalt und Aufbau von Kultur in Hagen auf. Der Theater-Marsch startet am 23. Juni um 14:00 Uhr am Theatervorplatz in der Elberfelder Straße, Hagen, und zieht von dort aus mit Pauken und Trompeten zum Hagener Rathausturm am Friedrich-Ebert-Platz. Dort gibt es ab 15:00 Uhr eine Kundgebung mit Wort- und Kurzbeiträgen und die Übergabe der Petition „Rettet das Theater Hagen“. Der „Theater-Marsch“ protestiert damit gegen die kopflose Kürzungspolitik. Der Betriebsrat des Theaters Hagen teilt den Aufruf.
Kultur fördert Bildung, Bildung fördert Demokratie, Demokratie fördert Kultur
Was wir sind und wie wir leben, was wir wissen und wie wir lernen, was wir denken und wie wir handeln – all das ist nicht vom Himmel gefallen. Es war der Mensch selbst, der sich und seine Umwelt zu dem gemacht hat, was sie heute ist und der heute daran arbeiten kann, was sie morgen sein wird. Zusammenfassen können wir das mit einem Wort: Kultur.
Kultur ist nicht das Spielfeld einer kleinen Elite, sondern der Alltag, das Vermögen und der Handlungsraum der ganzen Gesellschaft. Die wirklich großen Errungenschaften unserer Zivilisation sind Ideen, die es ohne Räume für Hoffnungen und Wünsche, für Zweifel und Kritik, für Träume und Erkenntnis nie gegeben hätte. Ihnen verdanken wir Demokratie und Gleichberechtigung, Presse- und Meinungsfreiheit, Respekt und Toleranz. Eine lebendige Gesellschaft braucht diese Räume, um die Werte zu entwickeln und zu pflegen, die ein friedliches Zusammenleben möglich machen.
Theater sind solche Räume, aber auch Museen und Konzerthäuser, Bibliotheken und Schulen, Plätze und Gärten, Turnhallen und Schwimmbäder, manchmal auch Garagen und Keller oder einfach die Sitzbank an der nächsten Straßenecke. Eine gesunde Demokratie ist auf diese Räume angewiesen und dafür verantwortlich, sie zu erhalten und zu fördern – Kultur fördert Bildung, Bildung fördert Demokratie, Demokratie fördert Kultur.
In Hagen ist das Gleichgewicht von Politik und Kulturarbeit durch die schwierige finanzielle Lage der Stadt ins Ungleichgewicht geraten. Der Nothaushalt zwingt alle Akteure dazu, Qualitäten neu zu beurteilen, Prioritäten festzulegen und einschneidende Entscheidungen zu treffen. Auf dem Spiel steht dabei die Zukunft unserer Stadt, die lieber heute als morgen wieder auf die eigenen Beine kommen will. Damit das gelingen kann, ist es zwingend erforderlich, Wertvolles in Hagen auf- statt abzubauen.
Das Theater Hagen ist ein Wert, der weit über die Grenzen der Stadt hinaus strahlt. In seiner über 100-jährigen Geschichte hat sich der Kulturbetrieb bundesweit einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Von diesem Ruf profitieren alle Ebenen der Stadt, die in Zeiten von Nothaushalt und Bevölkerungsschwund dringend positive Signale senden muss. Um den Anschluss nicht vollständig zu verlieren, muss Hagen alles dafür tun, für Fremde, Freunde und flüchtige Bekannte wieder interessant zu werden. Mit nicht mehr als dem Konzept der rigorosen Kürzungen in der Hand wird diese Aufgabe scheitern.
Kulturarbeit schafft die Angebote, die die nackte Stadt mit Leben füllen. Demnach sind es zu einem nicht unerheblichen Teil die Kulturbetriebe, die eine Stadt für Bürger und Unternehmen attraktiv machen. Deshalb tut jede Verwaltung gut daran, ihren Kulturetat nicht als Ausgabe sondern als Investition zu betrachten. Was sich lohnt, sind Fachleute, die ihr Handwerk verstehen. In Hagen haben wir solche Experten, auch am Theater. Sie können Kosten, Nutzen und Machbarkeit von Kulturarbeit in Hagen realistisch einschätzen. Wer ihre Stimmen ignoriert, überschätzt die eigenen Kompetenzen und verhält sich unverantwortlich gegenüber der gesamten Stadt.
Den Verlust der Kulturbetriebe würde Hagen nicht unbeschadet überstehen. Denn es sind eben auch die Kulturarbeiter, die dafür sorgen, dass zahlreiche Besucher die Straßen und Plätze dieser Stadt beleben. Allein das Theater kann jedes Jahr rund 180.000 Menschen aus Hagen und Umgebung in die Innenstadt bewegen. Wie sich das Wegbrechen der Einrichtung auf die Gastronomie und den Einzelhandel auswirken würde, mögen wir uns gar nicht ausmalen. Für viele Hagener Bürger wäre die Situation direkt schicksalhaft, weil sie mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes verbunden ist. Im Falle der Insolvenz des Theaters, die mit der Sparmaßnahme für 2018 Wirklichkeit zu werden droht, sind es weit über 250 technische und künstlerische Mitarbeiter, die mit ihren Familien unmittelbar davon betroffen wären. So lange die Politik in Hagen vorgibt, sich ernsthaft für die Belange der Menschen in dieser Stadt zu engagieren, ist ein Lösungsansatz, der solche Szenarien provoziert, nicht zu rechtfertigen.
Die Kulturlandschaft in Hagen ist hochwertig und vielfältig. Die Menschen, die jeden Tag mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass sie es bleibt, sind kompetent und produktiv. Am Donnerstag, den 23. Juni schaffen sie sich ein Forum: Der „Theater-Marsch“ richtet sich an alle Bürger, Unternehmen und Organisationen, die der Stadtspitze im Hinblick auf die Sparmaßnahme für 2018 widersprechen. Er lädt ein, gemeinsam für den Erhalt und den Aufbau von Kultur in Hagen zu demonstrieren.
Der „Theater-Marsch“ protestiert am 23. Juni gegen die kopflose Kürzungspolitik. Er will die Menschen zusammenbringen und der Stadt die Möglichkeit bieten, in einer zu tiefst tragischen Situation das zu feiern, was ihr fehlt: Ein Fest der Kreativität und der Solidarität – Ein Fest der Kultur!
Betriebsrat des Theaters Hagen in Verbindung mit adesign collective