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Umbruch und Ausbruch – historische Tumulte im Konzertsaal

Das Landesjugendorchester NRW geht mit Werken, die in den Jahren 1909 bis 1914 entstanden sind, auf Polenreise. Öffentliche Generalprobe am 17. August, 16 Uhr, in der Landesmusikakademie NRW in Heek-Nienborg

Das Jahr 2014 gibt Anlass, an die Zeit des ersten Weltkriegs zu erinnern. Unter allen erdenklichen Aspekten und aus verschiedensten Blickwinkeln wird dieser großen Zäsur des 20. Jahrhunderts gedacht. Auch in der Kunst bleibt die Erinnerung lebendig.

Das Landesjugendorchester NRW nähert sich dem Gedenkjahr auf ganz besondere Weise und realisiert in einer groß angelegten Zusammenarbeit mit musikalischen Partnern aus Polen und Berlin ein zukunftsweisendes Projekt. An den Stationen Breslau, Warschau, Krakau und Berlin präsentieren die 98 jungen Musiker eine „historisch inszenierte“ Aufführung von Werken, die kurz vor dem Krieg entstanden und schlagen einen Bogen zum November 1918, Monat des Kriegsendes, aber auch der Monat, in dem der Komponist Arnold Schönberg einen anderen Umgang mit zeitgenössischer Musik forderte.

Die Komponisten Alban Berg und Max Reger waren Vertreter einer Avantgarde, die in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts durchaus umstritten war und mancherorts auf laute Missbilligung stieß. So geschehen bei der Uraufführung von Bergs 5 Orchesterliedern nach Ansichtskarten von Peter Altenberg op. 4 in Wien im Jahr 1913, die als „Watschenkonzert“ in die Musikgeschichte einging. Tatsächlich hatte Oscar Straus, Komponist des „Walzertraums“, den Dirigenten Arnold Schönberg, der für Aufbruch und Neuerung in der Musik und für die Werke von Berg, Reger, Webern und anderen eintrat, geohrfeigt und damit einen Skandal in der Musikhochburg Wien ausgelöst.

Für junge Menschen des 21. Jahrhunderts ist dieses Ereignis womöglich eher amüsant, und so stellt sich die Frage, wie es gelingen kann, dieser damals so bedeutenden Bewegung in der Kunst ein wenig nachzuspüren. In Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und mit der Musikschule Breslau und der Chopin-Hochschule in Warschau wird das Landesjugendorchester Opfer eines erneuten Tumults, der im Konzertsaal stattfinden wird. Was genau damals passierte und warum Arnold Schönberg im November 1918 einen Verein für musikalische Privataufführungen gründete, kann man in insgesamt sieben Konzerten in Deutschland und Polen erleben.

Im Orchester wirken Studierende der Musikhochschule Warschau mit. Als Solistin ist die junge Sopranistin Esther Dierkes engagiert. Hubert Buchberger leitet die Produktion.

Veranstalter der Tournee ist der Verein zur Förderung von Landesjugendensembles NRW e.V. in Kooperation mit der Landesvertretung NRW in Berlin. Gefördert vom Goethe-Institut.

Das Landesjugendorchester studiert das Programm in seiner Arbeitsphase vom 7. bis 17. August in der Landesmusikakademie NRW ein und stellt es am Sonntag, den 17. August um 16 Uhr erstmals in einer öffentlichen Generalprobe im Konzertsaal der Landesmusikakademie, Steinweg 2, 48619 Heek-Nienborg, einem Publikum vor (Eintrittskarten an der Nachmittagskasse ab 15 Uhr).

Konzertprogramm:

  • Arnold Schönberg: 5 Orchesterstücke op. 16 | Originalfassung 1909 |
  • Alban Berg: Fünf Orchesterlieder nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg op. 4  | 1912 |
  • Franz Schubert: 2 Lieder - „Memnon“ D541 und „Nacht und Träume“ D 827 | Bearbeitung für Orchester von Max  Reger | 1913/14 |
  • Max Reger: Symphonischer Prolog zu einer Tragödie op. 108 | 1908 |


Konzertdaten:
17.08.2014 Landesmusikakademie NRW, Heek – Öffentliche Generalprobe
27.09.2014 Burg Langendorf
05.10.2014 Philharmonie Breslau
07.10.2014 Philharmonie Krakau
09.10.2014 Musikhochschule Warschau
10.10.2014 Universität der Künste Berlin
18.10.2014 WDR Funkhaus am Walraffplatz Köln


Weitere Informationen: <link http: www.ljo.lje-nrw.de>www.ljo.lje-nrw.de