Navigation für Screenreader Zur Hauptnavigation springen | Zum Seiteninhalt springen | Zur Meta-Navigation springen | Zur Suche springen | Zur Fuß-Navigation springen

„Unterwegs – Interkulturelle Erkundungen“: Kulturrucksack-Akteure tauschten sich aus

Am 13. Juni fand der öffentliche Fachtag des Kulturrucksack NRW Programms im Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation Düsseldorf statt. Zur ausgebuchten Tagung trafen zahlreiche Akteure aus ganz NRW zusammen, um sich zum Thema „Unterwegs – Interkulturelle Erkundungen“ auszutauschen. Dabei wurden Chancen kultureller Bildung in einer zunehmend vielfältigen Gesellschaft ausgelotet und über die Bedeutung der Kultur für ein gelingendes Zusammenleben trotz Diversität nachgedacht.

Ein Implusvortrag von Dr. Kemal Bozay der FH Dortmund und ein Podiumsgespräch am Vormittag sowie mehrere Workshopangebote am Nachmittag boten einen informativen Rahmen für zahlreiche Gespräche untereinander. Kemal Bozay betonte im Rahmen seines Vortrages zum Titel „Interkulturalität ist Normalität?! Vielfalt als Ressource für die kulturelle Bildung“ das Potenzial der Migration als Motor für gesellschaftliche Veränderungen und Modernisierung. In Zeiten pluralisierender Lebensformen nehme die Relevanz der Bewusstseinsbildung zu veränderten Jugendkulturen, Familienformen, Werte- und Erziehungsmuster sowie Geschlechter- und Generationenwandel deutlich zu. Die Beschäftigung mit hybriden Identitäten und Mehrfachzugehörigkeitsgefühlen sei daher ebenfalls ein wichtiger Bestandteil kultureller Auseinandersetzung. Dabei sei dem Zugang zur Kultur, in materieller sowie sozialer Hinsicht, eine hohe Bedeutung beizumessen, so Bozay.

Interkulturelle Kinder- und Jugendbildung sei als Querschnittsaufgabe zu verstehen, wobei Nachhaltigkeit, Netzwerkarbeit und Kooperationen als Gelingensbedingungen zu werten seien. „Wir leben mit Vielfalt und wir leben gut damit!“ so Kemal Bozays Statement als Appell an die institutionelle Öffnung für kulturelle Diversität. Die Lücke zwischen Wissen und praktischer Anwendung sei eher als Haltungsfrage einzuordnen und ein Umgang auf Augenhöhe trotz Andersartigkeit richtungsweisend für ein Miteinander trotz Diversität.

Im anschließenden Podiumsgespräch diskutierten Christiane Bainski (Vertreterin der Landesweiten Koordinierungsstelle Kommunale Integration NRW), Claudia Kokoschka (Kulturbüro Dortmund), Jessica Mörtl (Kinderspielhaus Düsseldorf), Gandhi Chahine (Regisseur, Musiker und Produzent) und Dr. Kemal Bozay gemeinsam über Perspektiven kultureller Bildung in der vielfältigen Gesellschaft, moderiert durch Tuba Tunçak. Claudia Kokoschka berichtete in diesem Zuge über das 2007 erarbeitete „Kommunale Gesamtkonzept: Kulturelle Bildung in Dortmund“. In diesem Rahmen stellte die Stadt einen Zehn-Punkte-Plan zur Umsetzung auf. Seitdem habe sich in Dortmund viel verändert, so Kokoschka. Beispielsweise sei das „Haus der Vielfalt“ in Trägerschaft des Verbunds sozial-kultureller Migrantenvereine DO e.V. oder das „Roma-Kulturfestival Djelem Djelem“ neu entstanden und der Etat für interkulturelle Förderung deutlich aufgestockt worden, um mehr Projekte ermöglichen zu können.

Der Regisseur, Musiker und Produzent Gandhi Chahine betonte die Normalität der Diversität als Bestandteil des Menschlichen und des fehlenden Bewusstseins darüber, selbst im Bereich der kulturellen Bildung. Ein Miteinander der Kulturen sei nicht nur durch ein Mitmachen zu erreichen, sondern durch Mitgestaltung und Mitbestimmung, so Chahine. Dabei sei eine ressourcenorientierte und potenzialsuchende Haltung ein wichtiger Bestandteil zur Förderung im Selbstermächtigungsprozess, der durch kulturelle Bildung gestärkt werden könne.

Jessica Mörtl vom Kinderspielhaus Düsseldorf zeigte auf, wie sich verschiedene Disziplinen erfolgreich unter einem Dach bündeln und miteinander verknüpfen lassen. Die Institution arbeite als Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtung seit nunmehr 37 Jahren in den Bereichen Kunst, Kultur, Bildung, Spiel und suche dabei auch im Team immer wieder die offene Haltung, wie Mörtl berichtete.

Am Nachmittag der Fachtagung fanden insgesamt fünf Workshops zu unterschiedlichen Schwerpunktthemen statt, die den Teilnehmern einen tieferen Einblick in die Arbeit interkultureller Projekte und Institutionen bot. So beschäftigten sich die verschiedenen Gruppen mit Fragen wie „Welche Haltung habe ich?“, „Welche Signale sende ich?“, „Was bedeutet interkulturelle Öffnung für eine Einrichtung?“, Wie sieht die interkulturelle Praxis aus?“ oder „Wie bindet man Flüchtlinge ein?“. Erfahrungsberichte, Simulationsübungen, Sensibilisierungstraining und Projektpräsentationen gaben dabei Impulse zur Selbstreflexion und Umsetzungsideen für das eigene Umfeld.

So sensibilisierte Gandhi die Teilnehmer für kulturell bedingte Diskriminierung, Tatjana Herdt vom Respekt-Büro Dortmund wiederum übte mit ihrer Gruppe vorteilsbewusste Kommunikation ein. Klaus Richter vom Kulturforum Alte Post in Neuss und Bernd König vom Jugendkulturhaus Kultopia zeigten den Prozess der interkulturellen Öffnung ihrer Institutionen auf. Weitere Präsentation interkultureller Projekte präsentierten Dörte Schlottmann vom jfc Medienzentrum Köln, Hüsnü Turan von der Kraftstation Remscheid und Lea Bullerjahn gemeinsam mit Detlef Heidkamp von der Jugendkunstschule im Kreativ-Haus Münster.

Insgesamt bot die Tagung einen facettenreichen Einblick in die Vielfalt interkultureller Aktivitäten und Projekte der Kinder- und Jugendbildungseinrichtungen und Kulturszene in NRW. Diesen Weg gelte es weiter zu verfolgen, so der Gesamttenor der Veranstaltung.

Die Tagung wurde organisiert von der Koordinierungsstelle Kulturrucksack NRW. Partner  des Kulturrucksacks NRW sind die Landesarbeitsgemeinschaft Kulturpädagogische Dienste, die Jugendkunstschulen NRW und die Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW.

(Anne Tüshaus)

Foto: LMR NRW