Das Landesjugendensemble SPLASH und Essener Kinder und Jugendliche haben am 30. Oktober im Festival "Now! Word up!" die Komposition "Innerlich" von Birke Bertelsmeier uraufgeführt. Im voll besetzten RWE-Pavillon der Philharmonie Essen umringte SPLASH das Publikum, in dessen Mitte die junge Essener Gruppe saß. Die Philharmonie Essen hatte diese mittels eines Presseaufrufs zusammengebracht. Und ein Tag Arbeit auf Schloss Borbeck hatte sie auf das Konzert vorbereitet.
Ralf Holtschneider und Stephan Froleyks, die künstlerischen Leiter von Splash, führten die Probenergebnisse zusammen, unterstützt von der Komponistin selbst. Ergänzend zum Perkussiven mussten die jungen Musikerinnen und Musiker Wortsilben intonieren und rufen. Diverse Instrumente wurden eigens für die Aufführung des Werks hergestellt. Sandpapier, Hohlkörper aller Art bis hin zu leeren Colaflaschen, Rasseln und mehr sind von Nöten, doch dank der behnenden Organisation durch Michael Bender war am Nachmittag des 30. Oktober im Pavillon alles bereit.
Bertelsmeier lässt mit Perkussion und Ausrufen ein Theaterstück entstehen, das nur aus Librettoanweisungen, Publikumsreaktionen und Geräuschen zu bestehen scheint und dessen Handlung sich im Inneren des Zuhörers abspielt. Die Festivalbesucher begaben sich willig und begeistert in die imaginäre Szenerie, und Interpreten und Komponistin mussten sich nach der Uraufführung oft verbeugen.
Der Beginn des Konzerts zeigte, dass es auch für Schlagzeug Programmmusik gibt. Thomas Gaugers "Past Midnight" führte in eine malerisch nächtliche Klangwelt, aus der man kaum erwachen wollte. Prosaischer und witziger hingegen John Cages "Story" aus "Living Room Music". Die "Story", die einen Satz von Gertrude Stein fragmentiert und immer neu zusammensetzt, fordert vokale rhythmische Präzision von den Splash-Musikern.
Leon Günther riss den Saal mit seinem rasenden Solo-Stück „Katanya“ von Emmanuel Sejourné hin, Fabian Kraus und Jannis Günnel boten Marimba-Duo „Catching Shadows“ von Ivan Trevino mit skalenreicher Grazie. "Le Chant du Serpent" von Eckhardt Kopetzki für vier Schlagzeuger überblendete das Konzert in ein Beschwörungsritual, dessen Anrufungen das Publikum gerne annahm. Und eine phänomenale Kraft und Präzision entwickelte das "Trio per uno" von Nebojsa Jovan Zivkovic, ausgeführt von Günnel, Kraus und Philipp Brendt. Die Synchronität ihres letzten gemeinsamen wuchtigen Schlags wirkte wie ein zentrierender Kern des Festivalkonzerts.
rvz
Fotos: Splash spielt "Past Midnight" am 30. Oktober 2016 im RWE-Pavillon der Philharmonie Essen; Ralf Holtschneider, Stephan Froleyks, Birke Bertelsmeier, Yannis Günnel, Philipp Brendt nach der Uraufführung von "Innerlich"; Kopetzkis Anrufung einer Schlange; Fabian Kraus und Yannis Günnel; Fotos: LMR NRW.