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Uraufführung von träumenden Büchern durch die JungeBläserPhilharmonie NRW

Frank Zabel ist ein Magier geblasener Klänge. Seine Partituren fordern viel von den Musikerinnen und Musikern, doch sie belohnen für die Mühe der Probenarbeit. Zabel kennt die Musiktradition, er zehrt von ihr, kennt ihre Formsprache und bedient sich ihrer Tonalität, ohne jedoch als Traditionalist zu erscheinen. Zu forsch gehen dafür seine Partituren mit den Klangkörpern um. Zabel wird bei den Internationalen Musiktagen in Slowenien ebenso aufgeführt wie beim internationalen WASBE-Festival der Blasorchester. Denn aus einem philharmonischen Blasorchester vermag Zabel ebenso überzeugend einen Ambient-Klangteppich zu formen wie einen tosenden Orgelakkord.

So schichtet Zabel die Klänge seiner Stimmgruppen so, dass sich Architekturen ergeben oder auch bildhafte Erzählungen. In dieser Weise setzte er sich im Auftrag des Landesmusikrats NRW mit einem Werk von Walter Moers auseinander und komponierte eine Dichtung für die JungeBläserPhilharmonie NRW, ein Landesjugendensemble in der Trägerschaft des Vereins zur Förderung von Landesjugendensembles NRW und des Landesmusikrats NRW.

Zabel beging nicht den Fehler, die tempo- und wendungsreiche Handlung von der „Stadt der träumenden Bücher“ musikalisch nacherzählen zu wollen, sondern er konzentrierte sich darauf, bestimmte Figuren und Schauplätze des skurrilen Romans vor den Ohren des Publikums entstehen zu lassen. Dass ihm dies gelungen ist, demonstrierte die JungeBläserPhilharmonie NRW am Sonntag, den 27. April, in Heek-Nienborg eindrucksvoll. Klangwogen fluteten den Konzertsaal der Landesmusikakademie, dessen Bestuhlung bis auf den letzten Platz besetzt war. Schwebungen verdichteten sich zu klingenden Poesien und lyrische, getragene Melodien stürzten unversehens in Holzbläserstrudel.

Die 66 Musikerinnen und Musiker unter Leitung von Harry Vorselen waren in bester Form. Knapp eine Woche hatten sie am neuen Programm gearbeitet, das sie im Sommer 2014 bis zur WASBE-Konferenz nach Ungarn führen wird. Es besteht neben den „träumenden Büchern“ aus dem ungarischen Werk „Save the Sea“, das Frigyes Hidas für eine internationale Konferenz zur Rettung der Weltmeere schrieb, aus der jazzhaften "Night Party Music" von Alexander Comitas und aus dem furiosen „Ghost Train“ von Eric Whitacre: Mit sichtlicher und hörbarer Lust zelebrierten die Musikerinnen und Musiker den Groove der Stahlräder und das Zischen des Dampfkessels. Mit besonderer Begeisterung feierte das Publikum die Solistin des „Concertino for Piccolo and Symphonic Band“ von Samuel Pascoal. Denn Franziska Föllmer gestaltete ihren Solopart nicht nur mit größter Virtuosität, sondern auch mit sensibler Tongebung, als gelte es zu beweisen, dass auch eine Piccolo-Flöte weiche Klangfarben produzieren kann.

Mit der Arbeitsphase der Bläserphiharmonie verwoben hatten Teilnehmer eines Kammermusikkurses für Bläser ein Programm erarbeitet, von dem sie einzelne Sätze im Konzert spielten. Das Kammermusikzentrum NRW hatte diesen Kurs ausgerichtet. Zu den ebenso munteren wie präzisen Ergebnissen zählten eines der Trios op. 83 Max Bruchs für Klarinette, Violine und Klavier, hier bearbeitet für zwei Klarinetten und Klavier und vorgetragen von Julia Föllmer, Joshua Dahlmanns und Johannes Schwerdt. Auch spielten Fabienne Kreuzer, Kilian Debus, Katharina Fischer, Katharina Zey und Lilith Hammermeyer einen Satz aus Franz Danzis Bläserquintett g-Moll op. 56/2..

Die Kompositionsaufträge des Landesmusikrats NRW an Frank Zabel und an Alexander Comitas wurden vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert. Das Kammermusikzentrum NRW befindet sich wie die JungeBläserPhilharmonie NRW in der Trägerschaft des Vereins zur Förderung von Landesjugendensembles NRW und des Landesmusikrats NRW. Es wird von den nordrhein-westfälischen Sparkassen, den Provinzial-Versicherungen in Westfalen und im Rheinland sowie vom Kulturministerium gefördert.

rvz

Fotos: Frank Zabel, Harry Vorselen, Musiker der JungenBläserPhilharmonie NRW am 27. April 2014 im Konzertsaal der Landesmusikakademie NRW, Heek-Nienborg. Luca Winkmann, Katrin Ticheloven, Julian Teltenkötter und Lukas Stappenbeck interpretierten Jean Riviers "Grave et Presto" für Saxofonquartett. Fotos: LMR NRW.