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Uraufführungen von Froleyks und Wang in der Zeche Zollverein

Am 28. Oktober erlebten gleich zwei Kompositionen ihre Uraufführung: „SPLASH:Perkussion NRW“ hob im Salzlager der Zeche Zollverein zusammen mit dem Chor „Les Saxosythes“ das neue Werk „VCTRS“ von Stephan Froleyks aus der Taufe. Und zusammen mit den Solo-Akkordeonisten Clemens Winter und Peter Lohmar realisierte es erstmals „Focus-Spaltung“ von Ying Wang.

Das gut besuchte Konzert war nicht nur Teil des Festivals „NOW!“ des Netzwerks Neue Musik Essen, es fiel auch örtlich mit aufwändigen Dreharbeiten zu einem Thriller mit Dietmar Bär zusammen, die das Erreichen des Salzlagers nicht ganz einfach machte, dafür aber mit umtriebigem Dekor entschädigten. Und im Salzlager selbst überragte das Kunstwerk „Palast der Projekte“ von Ilya und Emilia Kabakov mit seinem großartigen Schneckengang aus Papier, Pappe und Holz das musikalische Geschehen.

Vor dem „Palast“ hingegen drei traurige Werke aus Holz und Stahl: Drei ausgeweidete Klaviere dienten den Schlagzeugern von SPLASH als Schlaginstrumente für Froleyks „VCTRS“, die tonlose Verkürzung von „Voice Torsi“. Um sie herum der Chor „Les Saxosythes“, einstudiert von Dietmar Bonnen. Lautmalend und klangmäandernd durchschritten die Sängerinnen und Sänger das Salzlager und vereinigten sich verschiedenen Orts zu geschlossenen Klangkörpern, während die Perkussionisten ihnen rasend motorische Klangteppiche boten. Viel ist in der kompositorischen Form frei gehalten, souverän füllten die Interpreten die Freiräume aus.

Ganz anders das abschließende Werk des Programms, „Focus-Spaltung“ von der York-Höller-Schülerin Ying Wang: Die Schlagzeuger sind in Klanggruppen organisiert, die in Raum verteilt sind. Straffer organisiert sind noch die verschiedenen Arten ihrer Klangerzeugung, denn „Focus-Spaltung“ arbeitet mit einer akribisch in der Partitur festgelegten Kleinstperkussion. Nicht selten müssen die Musikerinnen und Musiker in Sekundenabständen die Sticks wechseln. Nicht jede Klangvariante kann der Hörer wirklich erfassen, doch ihre Summe ergibt ein flirrendes und spannendes Klanggeschehen.

„Les Saxosythes“ brachten davor die dritte Wiederaufführung eines Werks der Kölner Komponistin Marei Seute: Ihr „Lamento“ für sechs Gläser, Stimmen, Singende Säge und Schlaginstrumente kreist um den abwärts führenden Halbtonschritt, den Topos des Barock für den Schmerz. Fragmente aus Trauerkompositionen der Musikgeschichte schälten sich aus den Chorklängen und verebbten im Blues.

Des Weiteren hörten die Festivalbesucher die virtuose Jazzverarbeitung „Gainsborough“ von Thomas Gauger, die brasilianisch beeinflusste Parforce „Curto Circuito“ von Silvia Ocougne und mehr. Ralf Holtschneider und Stephan Froleyks, die beiden künstlerischen Leiter von SPLASH, hatten die künstlerische Leitung inne, die Chorstücke dirigierten Dietmar Bonnen und Marei Seute.

Das Konzert des Landesmusikrats NRW im Rahmen des Netzwerks Neue Musik Essen und des Festivals NOW wurde vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert.

rvz

Fotos: Michael Bender (Organisation), Stephan Foleyks (Leitung und Komposition), Ying Wang (Komposition) und Ralf Holtschneider (Leitung) vor dem Salzlager der Zeche Zollverein. SPLASH im Salzlager. Fotos: LMR NRW