Der WDR Jazzpreis würdigt in diesem Jahr besonders die Jazznachwuchsarbeit dreier Musikschulen. Nach Bonn und nach Dortmund geht der WDR Jazzpreis in der Kategorie Ehrenpreis: Seit Jahren leisten die Jazzabteilungen an städtischen Musikschulen in NRW "Graswurzelarbeit". Einerseits wird eine fundierte, breit aufgestellte Laienmusikausbildung in Sachen Jazz garantiert. Andererseits muss der Unterricht organisiert werden: Lehrpläne müssen geschrieben, Unterrichtsräume besorgt oder Budgets für Personal und Instrumentarium verhandelt werden. Um ein Schlaglicht auf diese oft mühselige Grundlagenarbeit zu werfen, hat die Jury 2017 den Ehrenpreis für "Besondere Nachwuchsförderung im Bereich der städtischen Musikschulen in NRW" ausgelobt und mit der Jazzabteilung der Musikschule Bonn und der Glen Buschmann Akademie Dortmund beispielhaft zwei Einrichtungen ausgezeichnet.
Der WDR Jazzpreis in der Kategorie Nachwuchs geht an die Soester „hellway2high big band“. Die Band ist ein Jazzorchester-Projekt der Musikschule des Städtischen Musikvereins Soest vor, das einige der talentiertesten Nachwuchsmusiker der Hellweg-Region zusammenführt. Unter der Leitung von Patrick Porsch hat sich die „hellway2high big band“ einen robust strahlenden Klang erarbeitet: präzise, scharfkantig und druckvoll. Ernsthaftigkeit steht im Fokus, doch das ist ja gerade der Spaß: auf dem hellway2high-Highway über alle vorgefertigten Ideen, was Jugendliche können oder noch nicht können, hinwegblasen und richtig ernsthaft die großartige Musik namens Jazz spielen.
Erstmals wird der WDR Jazzpreis auch in der Kategorie Musikkulturen verliehen. Auch er geht nach Dortmund: Das „Transorient Orchestra“ ist eine Band, die ihre musikalische Verschmelzungsarbeit jenseits aller Reinheitsgebote offensiv als die naturwüchsige Musik des urbanen und seit jeher von Migrationsbewegungen und der Begegnung von Fremden geprägten Ruhrgebiets begreift. "Der Orient beginnt im Ruhrgebiet", lautet die selbstbewusste Parole des Ensembles, deren Mitglieder das diverse musikkulturelle Verständnis des Orchesters widerspiegeln.
In der Kategorie Komposition geht der WDR Jazzpreis an Jens Böckamp. Musikalisch ist der in Köln lebende Saxofonist und Komponist, 1986 in Dormagen geboren, ein Kind seiner Generation. Geprägt von Funk und Soul, Rock und Pop, die er als Teenager rauf und runter gehört hatte, formuliert er nun als Anfang-30-Jähriger einen Modern Jazz, der stilistisch divers ist und die Sprache romantischer Komponisten wie Claude Debussy ebenso integriert wie ungewöhnliche Klangfarben durch nicht alltägliche Instrumentierungen.
In der Kategorie Improvisation zeichnet der WDR den Pianisten Jürgen Friedrich aus. Wenn Friedrich, 1970 in Braunschweig geboren, sagt, er spiele eine frei improvisierte Musik, dann muss man tatsächlich genau hinhören. Denn sein Modern Jazz, egal, ob er diesen im Duo oder mit seinem Nautilus Quartet zu Gehör bringt, besitzt gleichermaßen Struktur und Form, die sich aber erst ad hoc im Zusammenspiel der Musiker ergeben, wie eine ausdifferenzierte Dynamik, um den Verlauf zu skizzieren.
Mit dem WDR Jazzpreis zeichnet der Westdeutsche Rundfunk die Vielfältigkeit der regionalen Jazzszenen in Nordrhein-Westfalen aus. Die Preisträger wurden von einer Fachjury ausgewählt, der Jazzmusiker und Jazzkritiker sowie die Jazz-Redaktion des WDR angehören. Die Preisverleihungen und die Preisträgerkonzerte finden im Rahmen des WDR 3 Jazzfests am 3. Februar 2017 ab 20 Uhr im Theater Gütersloh statt. Durch den Abend führen wird der Pianist und langjährige WDR 3 Jazz-Moderator Götz Alsmann.
Weitere Informationen:<link http: www1.wdr.de radio wdr3 musik wdr3-jazzfest jazzpreissiebzehn104.html>www1.wdr.de
Foto: hellway2high big band, Soest.