Auf Einladung des Yunus Emre Instituts Köln gab am 30. Januar ein Ensemble, das sich im Rahmen eines Bağlama-Kammermusikworkshops gebildet hatte, ein Konzert im Saal des Instituts am Neumarkt. Der Landesmusikrat NRW hatte ein Dutzend Musikerinnen und Musiker an zwei Wochenenden in der Alten Feuerwache Kölns zusammengeführt, um aus Bağlamas und westlichen Instrumenten mehrstimmig spielende Kammermusikensembles zu bilden.
Der intime Klangcharakter der Langhalslaute verbindet sich zu einem wunderbaren Ensemble-Klang, doch mehrstimmige Tonsätze sind nicht eben Kern der Tradition des eigentlich solistisch und zur Gesangsbegleitung gebrauchten Instruments. Das Dozententeam Kemal Dinç, Eren Aksahin und Koray Berat Sarı hatte deshalb eigens Etüden geschrieben, mit dem es die Teilnehmer allmählich in mehrstimmige Strukturen einführte. Auch eine Violine oder eine Viola d'amore erklang im Ensemble.
Yılmaz Bulut, Direktor des Yunus Emre Instituts, stellte in seiner Eröffnung der Veranstaltung den Einsatz des Instituts für den Kulturaustausch und die Vermittlung türkischer Kunst nach Deutschland vor. Robert v. Zahn vom Landesmusikrat NRW erläuterte das Ziel des Workshops und schilderte das Engagement des Dachverbands, der nordrhein-westfälischer Musikschulen und der Landesmusikakademie NRW für Angebote türkischer Musik an öffentlichen Einrichtungen. Wie zum Beleg konnte das Ensemble auch Rudi Sodemann, den Vorsitzenden des Landesverbands der Musikschulen in NRW, in den Reihen des Publikums begrüßen.
Das Workshop-Ensemble spielte bearbeitete traditionelle Melodien, darunter die türkische Weise "Güvercin barı", arrangiert für Ensemble von Koray Berat Sarı, und eine Etüde für drei Stimmen von Kemal Dinç, die eigens für den Workshop entstanden ist. Carter Williams, Eren Aksahin, Baris Kadem und Nihat Iman improvisierten zusammen. Die einzige vorherige Absprache bestand darin, mit Flageolett-Tönen zu beginnen. Wie von allein ergab sich eine Rollenverteilung, in der den gestrichenen Klängen Carter Williams' eine Art Fundamentfunktion zukam, über die die anderen drei Musiker gezupfte kurze Patterns oder auch nur Geräusche setzten. Als wolle er eine Struktur setzen, schälte sich nach einer Weile ein von Kemal Dinç auf den Bağlama-Resonanzkörper geklopftes Metrum in die Klangcollage, bis die Musik diminuierte und verschwand.
Am Schluss des Konzerts spielte und sang das ganze Ensemble das Lied "Zahit bizi tan eyleme" von Muhyiddin Abdal, vokal streng unisono, instrumental frei improvisiert. Der überwiegende Teil des Publikums kannte das Lied gut, wie man leisem Mitsummen entnehmen konnte.
Der Workshop des Landesmusikrats wurde vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert.
rvz
Fotos: Das Workshop-Ensemble im Yunus Emre Enstitüsü Köln: Kemal Dinç, Mustafa Aydin (beide Köln), Koray Berat Sarı (Monheim), Hüseyin Ergün, Baris Kadem (Mannheim), Eren Aksahin (Rotterdam), Nihat Iman (Duisburg) und Carter Williams (Köln). Fotos: LMR NRW.