Auch zu Beginn des Jahres 2014 rief das Netzwerk popNRW wieder zu zwei Workshops in den Stadtgarten nach Köln. Das Netzwerk, das von Landesmusikrat NRW, c/o pop, NRW-Kultursekretariat, Kulturbüro Bochum, Music Office Hagen und weiteren Partner getragen wird, veranstaltet die Workshops für ambitionierte Popmusiker. Sie sind frei zugänglich und werden von Spezialisten der Branche gegeben. Am 18. Januar lud der Produzent und Dozent an der Popakademie Mannheim Wolfgang Stach zu einem Blick auf das "Artist Development aus der Sicht des Produzenten".
Die Lounge des Stadtgartens war mit Neugierigen gut besetzt, als Stach in seiner trockenen Art manchen Mythos zerlegte und sogenannte Geheimtipps auf den Boden der Tatsachen holte. Im "Artist Development" ist aus seiner Sicht nach wie vor die Professionalisierung des Künstlers das Wichtigste, sowohl künstlerisch und musikalisch, als auch in Bezug auf die Bühnenpräsentation. Will sich ein Produzent ein Bild vom Potenzial eines Künstlers machen, muss er ihn - allem Einfluss der neuen Medien zum Trotz - live erleben. Nur in der Performance und Musikalität zeigt sich, ob der Künstler das Potenzial zu großen Erfolgen hat oder nicht.
Einen guten Teil seiner Ausführungen verwandte Stach dann auf das Problem, dass die Außendarstellung eines Künstlers oder einer Band zur Musik passen muss und dass hier enge Erwartungen der Musikfreunde zu berücksichtigen sind. Ein weiteres Kapitel galt der Suche nach den richtigen Partnern, Booking Agenturen etc. Aus den vielen Fragen der Workshopteilnehmer konnte man entnehmen, dass Stachs nüchterne Darlegungen Wirkung zeigten.
Entmythisierung ist wichtig bei der Planung der eigenen Karriere, und für die Erlernung des Handwerks reicht ein Workshop sicherlich nicht aus. Wer dabei besonders die Möglichkeiten von Social Media nutzen möchte, war zum zweiten Workshop am selben Tage eingeladen, den der Medienwissenschaftler Mario Anastasiadis (Universität Bonn) gab.
Dem Aufbau einer festen Fangemeinde über die sozialen Medien muss besondere Energie gelten, man muss aber auch wissen, was genau man eigentlich erreichen möchte. Eine Vielzahl von Netzwerk-Sites, Blogs und Infoverteilern steht zur Verfügung. Facebook wird viel kritisiert und erlebt auch mehr und mehr Konkurrenten, aber über Alternativen ist selten mehr auszurichten als über das vereinnahmende Meganetzwerk.
Anastasiadis informierte über Möglichkeiten, aber auch über Illusionen. Wer nicht genau festlegt, wohin er mit seinem Engagement in den Social Media will, läuft Gefahr, sehr viel Energie sinnlos zu vertun. Erregte Diskussionen folgten diesem Workshop im Foyer des Stadtgartenkonzertsaals bei freien Getränken, und es ist abzusehen, dass die Kontroversen noch lange nicht abschließend geklärt werden können. Weitere Workshops von popNRW werden folgen.
Das Netzwerk popNRW wird vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert.
rvz
Foto: Wolfgang Stach.