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World Percussion Academy in Heek

Vierzig Schlagzeugbegeisterte sind in der Landesmusikakademie NRW zu einer World Percussion Academy zusammen gekommen. Vom 1. bis zum 6 Juli lernen sie in sieben Räumen der Akademie Rhythmen der Welt kennen. Sie erfahren Perkussion als kulturelle Ausdrucksform, sie erarbeiten einfache und komplexe Grooves und sie präsentieren die Ergebnisse heute Abend in einem Abschlusskonzert im Konzertsaal der Akademie.

José Cortijo, aus Spanien stammender Percussion-Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim, probt in einem Seminarraum mit zehn Teilnehmern an Shakern. Ein buntes Instrumentarium ist zusammengekommen, etliche Röhrenformen sind im Einsatz, auch Doppelrohre und sogar Plastikbananen, die zum Equipment der Akademie gehören, wie sich Cortijo beeilt zu versichern. Die Teilnehmer schütteln gradtaktige Rhythmen in stetigen Accelerandi, und nach und nach werden die Figuren vertrackter.

Pragmatische Fragen stellen sich: Was macht der, der mit rechts schüttelt, mit der linken Hand? Keinesfalls in die Hose stecken, warnt Cortijo, lieber locker hängen lassen. Zumal keine Hand wirklich unbeteiligt ist. Cortijo probt auch Schrittfolgen zum Rhythmus, denn letztlich ist der ganze Körper beim Zustandekommen eines Rhythmus beteiligt.

Ramesh Shotam probt seine instrumentalen Rhythmen aus Indien zunächst vokal. Taka taka dim, taka taka dimi... Eine kleine Gruppe muss versuchen, seine rasante Artikulation nachzuvollziehen, und sie hängt hochkonzentriert an seinen Lippen. Dass ihr Stück sobald schon aufgeführt werden soll, ist ihnen sichtlich unheimlich. "Müssen wir das alles auswendig spielen?" fragt der 13-jährige Raphael. "Alles," meint Shotham trocken, „das geht schnell.“ „Du machst das ja jeden Tag," murrt Raphael.

Martin Verdonk vom Rotterdamer Musikkonservatorium setzt mit seinen Musikern an Kongas, Cowbells und Tomtoms stoische Minimalrhythmen zu komplexen Strukturen der afro-kubanischen Perkussion zusammen. Die hypnotische Wirkung ergibt sich erst durch das Zusammenspiel im Ensemble. "Nicht zuviel Bewegung," mahnt er eine Kongaspielerin, "es sieht gut aus, aber du verlierst Zeit. Wir machen erst einmal das Timing. Wenn das steht, dürft ihr euch bewegen." Präzision ist unabdingbar: "Wenn es auch nur irgendwo nicht okay ist, fällt alles wie Dominosteine und die Magie ist weg."

Juan Carlos Melian lehrt die Rhythmen des Flamenco, der Brasilianer Dudu Tucci die Perkussion seiner Heimat, Murat Coskun türkisch-arabische Musik und Billy Nankouma Konate aus Guinea afrikanische Perkussion. Die künstlerische Leitung des Dozententeams hat Cortijo inne. Am Montagabend begeistern die Experten ein Publikum aus der ganzen Region mit einem Dozentenkonzert. Sie präsentieren ihre Kunst solistisch und in Duos, um dann zum Schluss zu einer furiosen gemeinsamen Improvisation zusammenzutreten.

Am Mittwochabend rückt das Landesjugendperkussionsensemble SPLASH die Academy für eine Stunde in die westliche Neue Musik. Unter Leitung von Ralf Holtschneider und Stephan Froleyks spielen die acht Musiker die „Music for Pieces of Wood“ und die „Music for Six Marimbas“ von Steve Reich (Julia Degenhardt, Sebastian Gokus, Malte Golombek, Fabian Schöttler, Juliane Geisler und Yannis Günnel). Der Konzertsaal erbebt unter dem „Wirbelwind“ von Adriana Hölszky und mehr noch in den Grenzbereichen zum Rock, als die acht Musiker „Bonham“ von Christopher Rouse aufbieten. Aus der Mitte des Ensembles bestimmt hier ein Rock-Drumset das Geschehen. Den Solopart der Hommage an den großen Drummer von Led Zeppelin trommelt der 14-jährige Virtuose Richard Münchhoff aus Bonn. Dem begeisterten Publikum bietet SPLASH zuletzt die Zugabe „Boxing Day“ auf tief resonierenden Umzugkartons.

Donnerstagabend also ruft die Akademie zum Abschlusskonzert von Dozenten und Teilnehmern in den Konzertsaal. Kein Zweifel, es wird sich lohnen.

rvz

Fotos:

Sebastian Gokus, Yannis Günnel und Malte Golombek von Splash. Foto: Eberhard Münchhoff, Bonn.

Splash spielt "Six Marimbas" von Steve Reich. Foto: Eberhard Münchhoff, Bonn.

Richard Münchhoffs Solo in Christopher Rouse's "Bonham". Foto: Eberhard Münchhoff, Bonn.

Workshop-Dozent Martin Verdonk, Rotterdam.