Die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger und ihr Landesvorsitzender Adil Laraki kritisieren den Plan des Opernintendanten der Wuppertaler Bühnen Toshiyuki Kamioka, auf das Gesangsensemble zu verzichten und nur noch Gäste einzusetzen. Adil Laraki schreibt an den Wuppertaler Oberbürgermeister Peter Jung:
"unsere Gewerkschaft hat fast 50 Jahre gebraucht, um dann im Jahre 1919 einen Tarifvertrag für KünstlerInnen abzuschließen, der würdige Arbeitsverhältnisse gewährleistete. Trotz dieser Errungenschaft arbeiten viele Gesangs- und SchauspielsolistInnen im Theater immer noch unter prekären Gagenbedingungen und leiden unter mangelnder sozialer Sicherheit.
Die Absicht des neuen Opernintendanten Herrn Kamioka, auf das Gesangensemble zu verzichten und nur noch Gäste einzusetzen, führt zu einem Qualitätsverlust und zu einer verhängnisvollen Situation für die KünstlerInnen: schlechte und unsichere Bezahlung, keine Ansprüche auf Arbeitslosengeld, minimale Rentenansprüche, keine Familienplanung, keine tarifvertraglichen Regelungen usw.
Arbeitsbedingungen von vor 1919 werden bei den Wuppertaler Bühnen wieder eingeführt und Theaterschaffende zu „fahrenden Gesellen“ degradiert. Trotz aller Einsparungszwänge der Stadt kann die GDBA solche Zustände nicht akzeptieren.
Bei der Fusion der Bühnen mit dem Orchester hat sich Herrn Kamioka lobenswerterweise für einen der besten Überleitungsverträge zugunsten des Orchesters eingesetzt. Andrerseits entscheidet er sich gegen die ohnehin schwächste Gruppe im Theater. Er beabsichtigt, alle SolistInnen im Musiktheater zu entlassen und will nur noch Gäste unter unsicheren und unzumutbaren Bedingungen engagieren.
In dieser Spielzeit wurde entschieden, 28 Stellen zu kürzen und jetzt sollen 37 weitere MitarbeiterInnen entlassen werden. Diese Personalentscheidung betrifft den künstlerischen Bereich, der aus 99 Stellen besteht. Diese Massenentlassung ist ein schwerwiegender Angriff auf die Struktur des Hauses und auf den künstlerischen Bestand der Wuppertaler Bühnen. Spartenerhalt ohne Solisten-Ensemble ist gleichzusetzen mit einer Spartenschließung.
Die Fusion mit Gelsenkirchen ist als Experiment kläglich gescheitert. Weitere Versuche in der Art, wie Herr Kamioka sie beabsichtigt, bedeuten große Gefahren für die Zukunft der Wuppertaler Bühnen – am Ende dieses Weges bleibt nur noch ein Bespieltheater ganz ohne Ensemble.
Wir bitten Sie eindringlich zu handeln, bevor es zu spät ist. Die Wuppertaler brauchen in allen Sparten ein Angebot, das durch Qualität überzeugt – sowohl hinsichtlich der künstlerischen Ergebnisse als auch hinsichtlich der sozialen Bedingungen der KünstlerInnen. Wuppertal muss für seine Theaterschaffenden würdige Arbeitsbedingungen sichern."