Navigation für Screenreader Zur Hauptnavigation springen | Zum Seiteninhalt springen | Zur Meta-Navigation springen | Zur Suche springen | Zur Fuß-Navigation springen

Zehnmal "Sustain me" - Remix regendered im Zimmermanns Club

Im Kölner Club Zimmermanns wird gekabelt und getestet, Lautsprecher bellen Fehlschaltungen in den Raum und Marco Zimmermann sortiert kopfschüttelnd Pfandmarken an seiner Theke. Die Teilnehmerinnen des Workshops "Remix regendered" sind zusammengekommen, um vorzuführen, was sie an den vergangenen beiden Wochenenden erarbeitet haben. Unter Anleitung von Angelika Lepper und Maya Sternel haben sie in den Räumen der Akademie für Kommunikationsdesign Köln ein Werk der in New York arbeitenden Künstlerin Dorit Chrysler kennen und verarbeiten gelernt. Chrysler ist elektronische Musikproduzentin, Sängerin, Thereminspielerin und Multi-Instrumentalistin, und sie unterstützt den Workshop des Landesmusikrats NRW, indem sie die Spuren ihres Stücks "Sustain me" zur Verfügung stellt, ohne auch nur annähernd absehen zu können, was die nordrhein-westfälschen Workshop-Teilnehmern daraus fabrizieren werden.

Der Transfer der Arbeiten aus den Schulungsräumen der Akademie in den Club bereitet technische Anpassungsschwierigkeiten, doch pünktlich um 21 Uhr können Maya Sternel und Angelika Lepper das Konzert eröffnen. 24 elektronikinteressierte Frauen hatten sich um die Teilnahme beworben, aus Kapazitätsgründen konnten die Ausrichter nur die Hälfte in den Worshop zulassen, von denen führen jetzt neun ihre Arbeiten öffentlich vor. Diese neun lassen aufhorchen.

Nachdem die Dozentinnen zunächst "Sustain me" als Ausgangsmaterial vorgespielt haben, zeigt Ilka Geyer (Foto, mit Maya Sternel rechts) als erste Vorführende, wie anders das sein kann, was aus dem Material geformt wird. Mit der Software Ableton Live hat sie den Aufbau des Werks aufgelöst, Elemente ausgewählt und verworfen und einen Mix zusammengestellt, der streckenweise Swing-Züge annimmt. Fortan überrascht die Vielfalt und Verschiedenheit der Arbeitsergebnisse immer auf's Neue.

Eine artifizielle Aneignung der Chryslerischen Klänge lässt aufhorchen: Unter Verzicht auf Groove entfalten durchbrochene und repetierende Fragmente des Stücks ein fast schon plastisches Eigenleben. Ji Hyun Park hat ihr Studium an der Kölner Kunsthochschule für Medien 2011 abgeschlossen und arbeitet seither als Medienkünstlerin. Ihre Spezialität sind Rauminstallationen mit akustischen und anderen Elementen. Am Workshop interessierte die Südkoreanerin vor allem das Erlernen von Ableton live, aber letztlich hat ihr am besten gefallen, wie eingehend die Fortschritte der Arbeiten im Gruppenrahmen besprochen wurden.

Cordula Croce präsentiert einen fertigen Song mit neuer Singstimme, die immer noch dem Material Chryslers entstammt. Croce ist Musikenthusiastin und -autodidaktin. Im Workshop eignet sie sich Werkzeuge an, ihre Begeisterung für Sounds in eigene Gestaltungen umzusetzen, und es ist verblüffend, mit was für einem Sinn für Finish sie das Erlernte umsetzt. Ein anderes Stück bettet Bestandteile aus Chryslers Werk in einen pulsierenden Groove, es ist eine Aufforderung zum Tanz erster Güte. Stefanie Tilly ist Songwriterin, spielt regelmäßig in Bands und organisiert Konzerte im Autonomen Zentrum an der Luxemburgerstraße in Köln. Immer schon hat sie sich über die Männerlästigkeit in der elektronischen Popmusik geärgert. Sie möchte die Frauen in den Clubveranstaltungen nach vorn bringen - als Remixerin wie als Programmmacherin. Ab Januar wird sie im Autonomen Zentrum eine regelmäßige Feminist Artist Party ausrichten. Erfüllt sie diese mit dem gleichen Drive, der auch ihren Remix treibt, wird die Reihe sicher nicht scheitern. Der Workshop des Landesmusikrats NRW wurde vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport NRW gefördert. Die Organisation lag in den Händen von Hedwig Otten.

rvz