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Initiative „Critical Classics“

Wer häufiger in die Oper geht, kennt diesen Moment, in dem man sich fragt, ob man wirklich hört, was man gerade hört – ob auf der Bühne wirklich gesungen wird, dass Männer die Frauen leiten müssen, weil diese sonst aus „ihrem Wirkungskreis zu schreiten pflegen“, wie Sarastro unwidersprochen in W.A. Mozarts „Zauberflöte“ meint. Klar, Opern sind von „gestern“ (oder „vorgestern“) – also gerne einmal zwei-, drei- oder gar vierhundert Jahre alt. Aber immerhin singen auf der Bühne leibhaftige Menschen, die ihrem Publikum mit großer Überzeugungskraft Inhalte aus der Vergangenheit als relevant für unser Hier und Jetzt präsentieren. Und das Publikum ist inzwischen sensibel geworden.

Ein zentrales Anliegen der Initiative „Critical Classics“ ist es, ein generelles Bewusstsein für diskriminierende Sprache in Opernlibretti zu wecken und anhand praktischer Beispiele eine Diskussion anzuregen, wie mit problematischen Inhalten von Opern umgegangen werden kann. Sie hat für ihre Edition ein hochkarätiges, divers besetztes Team aus unterschiedlichen Disziplinen zusammengebracht.

Die „Zauberflöten”-Edition von Critical Classics basiert auf dem weit verbreiteten Text der im Bärenreiter Verlag erschienen Neuen Mozart Ausgabe sowie auf dem ebenso gebräuchlichen Klavierauszug von Kurt Soldan, der in der Edition Peters veröffentlicht wurde. Für die Theater entstehen bei der Nutzung keine Kosten.

Sowohl die Texte als auch der Klavierauszug werden für Profis und Interessierte umsonst und rechtefrei auf dem „International Music Score Library Project” (IMSLP) veröffentlicht, stehen aber u.a. auch auf der Homepage der Initiative und von weiteren Partnern wie „Opera Europa” zum Download bereit.

Der Landesmusikrat NRW unterstützt die Initiative und hat im Februar 2024 eine offizielle Partnerschaft mit Critical Classics vereinbart. Im Rahmen der Partnerschaft veröffentlicht der Landesmusikrat die Editionen von Critical Classics an dieser Stelle auf seiner Website. Den Beginn macht „Die Zauberflöte“. Weitere Editionen sollen folgen. Als nächstes geplant sind Editionen von Bachs „Johannespassion“, Bizets „Carmen“ und „Madama Butterfly“ von Giacomo Puccini.

TEAM CRITICAL CLASSICS:
Leyla Ercan (Expertin für Diversity)
Aşkın-Hayat Doğan (Sensitivity Reader)
Ilya Kukharenko (Dramaturg)
Hartmut El Kurdi (Autor)
Julia Jones (Music Advisor)
Berthold Schneider (Initiator, Autor und Projektmanager)
Ela Baumann, Andreas Gergen, Frank Hilbrich (Berater:innen Regie)
Ralitsa Ralinova, Yosemeh Adjei (Berater:innen Gesang)
Ulrich Etscheit (Publishing-Berater)
Änne-Marthe Kühn, Tamara Yasmin Quick (Dramaturginnen und Projektmanagerinnen)